Angharad Williams - Eraser
Veranstaltungsdetails
Die Ausstellung befasst sich mit der Beziehung zwischen inneren und äußeren Welten und den Spuren, die wir unwiderruflich in der Welt hinterlassen, auf zerstörerische und heilende Weise, und die uns gleichermaßen prägen. Formal übersetzen sich diese Überlegungen in einen Dialog zwischen den Innenräumen und der Fassade des Kunstvereins, die Angharad Williams (geb. in Ynys Môn, Wales, lebt und arbeitet in Berlin) in ein Wechselspiel von räumlicher Abschirmung und Exponierung gegenüber externen Blicken bringt. Williams‘ multimediale Praxis, die Installation, Performance, Text, Film, Malerei und jüngst auch Zeichnung umfasst, materialisiert sich primär in einer metaphorischen und allegorischen visuellen Sprache, die fest in der Materialität des Alltäglichen verankert ist. Objekte und Sprache erscheinen in ihrer Arbeit weniger als das, was sie sind, sondern vielmehr als tiefgreifend performative Kräfte – als Kanalisierungen unserer selbst, unserer Begierden, Ängste, Vorurteile, Privilegien und als Spiegel unserer Sicht auf die Welt und Andere.
Eraser beendet einen zwei Jahre andauernden Schreibprozess an dem gleichnamigen Prosatext, der diesen Herbst zur Ausstellung erscheint. Ausgehend von dessen Gefühl einer instabilen Welt, in der sich die kategorische Unterscheidung zwischen individuellem Selbst, Anderen, und nicht-menschlichem Leben aufzulösen beginnt, konzipiert Williams neue ortsspezifische Arbeiten; unter anderem eine Reihe großformatiger Kohle-Zeichnungen, die die aufgeladene, ambivalente Symbolik des Autos zum Ausgangspunkt nimmt, um tiefere Schichten unseres Bewusstseinszustands offenzulegen. Während Autos in Zeiten der Pandemie zu Synonymen für Sicherheit geworden sind – als individualisierte Schutzräume, die uns voneinander abschirmen –, gewinnt ihre symbolische Aufladung aktuell neues Gewicht vor dem Hintergrund eines drohenden systemischen Zusammenbruchs und (geo-)politischer Debatten um fossile Brennstoffe und erneuerbare Energien. Basierend auf Fotografien von Autos, die Williams in verschiedenen Berliner Bezirken aufgenommen hat, erfassen die Zeichnungen einerseits (deutsche) Klassenverhältnisse und die Symbolik des Strebens nach sozialem Aufstieg und geben andererseits eine Ahnung davon, wie sich das Leben in dem komprimierten Raum eines McLaren Spiders, Skoda Roomsters oder VW Käfers anfühlen könnte. Andere neue Arbeiten befassen sich hingegen mit der porösen Grenze zwischen Wach-und Traumzustand und mit dem, was jenseits unseres rationalen Bewusstseins liegt – wo etablierte Machtverhältnisse in jedem Moment einstürzen könnten.
Eraser ist Angharad Williams’ erste institutionelle Einzelausstellung in
Deutschland. Sie wird begleitet von einer Reihe von Veranstaltungen, die auf unserer Website angekündigt werden, darunter eine Performance von
Williams. Das Buch Eraser erscheint im Herbst.
Ausstellungslaufzeit: 2. September bis 27. November 2022