Es sind durchaus biografisch zu deutende Werke des in Smilawitschy, einst im Russischen Kaiserreich gelegen, und 1893 in ärmlichen Verhältnissen geborenen Malers Chaïm Soutine, die aktuell im K20 zu erleben sind. Die farbgewaltigen Gemälde, zwischen 1918 und 1928 in Paris, Soutines Wahl- und Sehnsuchtsheimat entstanden, zeigen – sensibel und drastisch zugleich – die oftmals wenig beachteten Charaktere einer Gesellschaftsstruktur jener Zeit: Pagen, Zimmermädchen und Köche etwa, aber auch Messdiener oder Chorknaben. Gleichzeitig sind Gemälde zu sehen, die wankende, verwischte Landschaften und geschlachtete Tiere zeigen und damit durchaus auch als Ausdruck Soutines Wahrnehmung jener Zeit und deren Generation, gezeichnet durch Krieg, soziale Missstände und den unerbittlichen Widerstreit religiöser und politischer Weltanschauungen, zu verstehen sind.
Gleichzeitig wird auch hier der biografische Aspekt des Künstlers überdeutlich: Insbesondere in den Jahren 1918 bis 1928 lebte der jüdische Auswanderer Soutine in äußerster materieller Not in wechselhafter Existenz am Rande der Gesellschaft.
Ausstellungslaufzeit: 2. September 2023 bis 14. Januar 2024