Tanz, Musik, Neuer Zirkus, Theater
Es war alles festgezurrt. Internationale Künstler*innen und unkonventionelle Produktionen waren engagiert, um das 30-jährige Jubiläum des düsseldorf festivals! angemessen zu feiern. Dann kamen Corona, der Lockdown, die Einreisebeschränkungen und ein kurzer Moment des Schocks. Letzterer währte zum Glück nicht lange.
Für Christiane Oxenfort und Andreas Dahmen, die Leiter des düsseldorf festivals!, stand ziemlich schnell fest: „Wir wollen ein Programm anbieten. Corona-sicher. In anderer Form als gewohnt. Aber genauso bunt, vielfältig und spektakulär, wie die Besucher es seit 30 Jahren kennen.“
Nun galt es also, das Angebot so zusammenzustellen, dass es der Situation der
Pandemie gerecht wird. Ein großes Zelt auf dem Burgplatz war nicht mehr möglich, doch eine neue Spielstätte mit der Mitsubishi Electric HALLE rasch gefunden. Mit sehr lockerer Bestuhlung für das Publikum: Nur 840 der 7.500 möglichen Sitzplätze werden belegt.
Trotzdem bleibt der Burgplatz als Spielort erhalten. In einem kleinen Zelt, etwa
15 mal acht Meter groß, finden Face-to-Face-Aufführungen statt. Wechselnde Düsseldorfer Künstler aus den Bereichen Musik, Literatur, Tanz und Performance spielen für nur einen Besucher beziehungsweise für nur ein Besucherpaar ein 15-minütiges
Programm. Sehr direkt, sehr nah, und doch absolut Corona-tauglich.
Da der Burgplatz noch genügend Raum für eine weitere Aktion bietet, wird Jan Ising seine Video-Kunst-Projektion „Faces of Düsseldorf“ dort präsentieren. Auf ein acht Meter hohes, dreidimensionales Gesicht werden die Antlitze bekannter und unbekannter Düsseldorfer*innen übertragen, die gemeinsam zu dem Gesicht der Stadt verschmelzen. Ising setzt dieses Konzept schon seit Jahren um. Doch bekommt es in Zeiten, in denen Gesichter mit Masken bedeckt werden müssen, eine ganz neue Bedeutung. Es ist über den Festivalzeitraum hinaus bis zum 4. Oktober zu sehen.
Besonders glücklich sind Oxenfort und Dahmen darüber, dass aufgrund der gelockerten Reisebeschränkungen auch Gruppen aus dem europäischen Ausland auf dem düsseldorf festival! auftreten können. Beispielsweise die französische „Compagnie XY“, die für grenzüberschreitenden, neuen Zirkus steht. In „Möbius“
(10. bis 12. September, MEH) finden die Artist*innen plastische Bilder für das Spannungsfeld der Beziehung von dem Einzelnen zur Gruppe. Oder „Los Aurora“ aus Spanien. Das Quartett um den charismatischen Sänger Pere Aurora interpretiert den Flamenco neu. Mit Einflüssen des Jazz wird er am 13. September in der MEH zum „iberischen Blues“, tänzerisch untermalt von Jose Manuel Álvarez.
Melancholie, Sehnsucht und die traditionelle Gitarre sind Attribute, die dem Fado zugeschrieben werden. Klavier und Synthesizer eher nicht. Und doch gelingt es Sängerin Lina und ihrem Begleiter Raül Refree, damit portugiesisches Lebensgefühl – verpackt in poetische Arrangements – am 16. September in die MEH zu bringen.
„Keine Noten, keine Dirigenten und keine Stühle“ lautet das Motto des STEGREIF.orchesters aus Berlin, das bei seinen Auftritten bewusst mit sämtlichen Konzert-Konventionen bricht. Die Musiker*innen sind auf der Bühne ständig in Bewegung. Doch statt zu Chaos führt dies zu ungeahnten Freiräumen für Improvisation. Am 15. September vermischen sie in der MEH Elemente aus Beethovens 9. Sinfonie mit Volksliedern. Das Programm ist ihr Beitrag zum Beethovenjahr 2020.
In einer musikalisch gänzlich anderen Epoche bewegen sich die Bands Egopusher und Kreidler. In ihrem Doppelkonzert am 17. September (MEH) ist ein rasanter Mix aus Electronica und zeitgenössischer Neoklassik zu hören.
Eine komplette Programmübersicht finden Sie unter www.duesseldorf-festival.de. Ticket-Hotline: 0211. 82 82 66 22. Oder per E-Mail:
[email protected].
Foto: Möbius, Compagnie XY © Christophe Raynaud De Lage