„Killepitsch und Altbier! Das waren die ersten Worte, die ich gelernt habe.”
Eine Joseph Beuys-Performance in Edinburgh war Richard Jobsons erste Begegnung mit Kunst, eine, die ihn stark geprägt hat. Auf gewisse Weise legte sie den Grundstein für seine Düsseldorf-Leidenschaft. Der gebürtige Schotte mit irischen Wurzeln gründete 1977 mit unter anderem Stuart Adamson die Punkband Skids. Im Sommer brachte er – in neuer Besetzung – das aktuelle Album „Destination Düsseldorf“ heraus. Rudi Esch, Bassist von Die Krupps, Autor von „Electri_City“ und Initiator der gleichnamigen Konferenz in Düsseldorf, hat Jobson für uns interviewt. Herausgekommen ist eine Art Liebeserklärung.
Du hast eine besondere Beziehung zu Düsseldorf. Wie kommt das?
Mein Bruder hatte uns, als ich noch klein war, zwei Karten für eine Joseph Beuys-Ausstellung in Edinburgh besorgt. Dort war Beuys mit einem Kojoten in einem Käfig zu sehen. Damals habe ich zum ersten Mal gemerkt, was Kunst mir bedeutet, und ich verliebte mich in Beuys. Er war erstaunt, dass ein kleiner Junge direkt neben dem Käfig stand und seine Performance besuchte und hat mir dann ein kleines Geschenk gemacht: Einen Stecker, den er für mich signiert hat. Den habe ich immer noch. Wir haben ihn nie verkauft! Der Stecker ist nach wie vor mein Lieblingskunstwerk und eine großartige Erinnerung an meine erste Begegnung mit Kunst. Aber ich fühle mich aus vielen Gründen zu Düsseldorf hingezogen, nicht nur wegen Joseph Beuys.
Vermutlich hat Kraftwerk auch eine Rolle gespielt. Was war deine erste Kraftwerk-Platte?
„Radioactivity“, glaube ich. Ich hatte einen älteren Bruder, der einen sehr ungewöhnlichen Musikgeschmack hatte. Schon als kleiner Junge kam ich mit Can, Faust, Kraftwerk, Captain Beefheart und Frank Zappa in Kontakt. So wurde ich mit gerade mal zwölf Jahren in die progressive Musikszene eingeführt.
Wie hat dir Düsseldorf gefallen, als du es zum ersten Mal besucht hast?
Ich habe mich in Düsseldorf sofort heimisch gefühlt. Der Vibe deckte sich mit dem Ruf, den die Stadt in meinem Freund*innen- und Bekanntenkreis hat. Ich würde sagen, dass die Düsseldorfer*innen die coolsten und entspanntesten Menschen in ganz Deutschland sind. Einfach weil sie „music people“ sind. Das unterscheidet sie, aus meiner Sicht, beispielsweise von den Leuten in der Berliner Musikszene – die immer ein bisschen fake und aufgesetzt rüberkommen. In Düsseldorf kommt mehr von Herzen und es ist entspannt. Aber ich hatte zu dem Zeitpunkt Düsseldorf bereits mit Joseph Beuys, Wim Wenders und Kraftwerk eng verknüpft. Das sind drei wirklich sehr wichtige Personen, die mein Leben, bereits bevor ich Düsseldorf kannte, bereichert haben – und die seltsamerweise alle aus Düsseldorf kommen.
Was waren die ersten Dinge, mit denen du in Düsseldorf in Berührung gekommen bist?
Killepitsch und Altbier! Das waren die ersten Worte, die ich gelernt habe. Ich habe auch ein paar deutsche Würstchen probiert und bin dann irgendwie auf die Idee gekommen, einen Song über Düsseldorf zu schreiben, in dem auch Joseph Beuys vorkommt.
Dein Album heißt „Destination Düsseldorf“. Was hat dich dazu inspiriert?
Während ich das neue Album gemacht habe, habe ich an Beuys gedacht und mich gefragt, ob ich ihm einen Song widme. Wir haben darüber hinaus einen Song auf dem Album, in dem wir coole Sachen über Düsseldorf aufzählen. Von Karneval bis Japantag und von Wenders bis Beuys. Wir haben natürlich auch Fortuna in den Song eingebaut. Es hat Spaß gemacht, ihn zu produzieren. Die Zeile „What a choice – Joseph Beuys“ war geboren. Ich hatte dabei das Gefühl, dass die Leute in Düsseldorf mehr Sinn für Humor haben als in anderen Städten in Deutschland, wenn ich das sagen darf. Ich habe vorher ein paar Jahre in Berlin gelebt, aber ich habe mich nie „berlinerisch“ gefühlt. Düsseldorf ist eine Stadt, mit der man viel besser warm werden kann. Das Rheinland hat einen besonderen Vibe.
Wie ist das Feedback zum Album „Destination Düsseldorf“?
Das Album ist Ende Juni erschienen und ich habe kurz nach dem Release ein Video bekommen, in dem Tausende von Menschen im Düsseldorfer Fußballstadion meinen Song singen.
Was müssen wir tun, damit du nach Düsseldorf ziehst?
Nicht viel! Ihr müsst mir einen deutschen Pass geben – wegen des Brexits, den ich hasse. Ich glaube nicht, dass die Leute aus Deutschland und den Niederlanden verstehen, wie sehr wir in U.K. den Brexit hassen. Ich denke, dass vor allem ältere Leute mit Vorurteilen gegen Europa dafür gestimmt haben, während jüngere Leute Europa einfach lieben. Meine Mutter war Irin und mein Vater war Deutscher, also sehe ich mich als Europäer und die meisten Leute hier tun das auch.
Interview: Rudi Esch
Aufmacherfoto: Ausschnitt, Cover des Albums „Destination Düsseldorf“, Foto: Richard Jobson (Instagram)
Alle weiteren Fotos mit freundlicher Genehmigung von Rudi Esch.
Electri_City
Im Herbst findet jährlich die Electri_City Conference in wechselnden Locations in Düsseldorf statt. Initiator der Konferenz ist Rudi Esch. 2023 stand Fotograf Bob Gruen im Fokus, dessen Biografie am 23. Oktober erschienen ist. Bereits vor der Electri_City Conference konnte man Fotos von Gruen im Weltkunstzimmer sehen.
Weitere Informationen findet ihr unter ecity-conference.de.