„Der Hof, das ist meine Liebeserklärung an die Stadt.“
Im Juli 2023 hat Stanislava Balueva eine legendäre Location an der Ratinger Straße übernommen: den Hof. Ganz schön mutig, sind doch schon viele an der Revitalisierung gescheitert, zuletzt die Kulturbanausen, die im Frühjahr 2023 Insolvenz anmelden mussten. Wenn man aber Stanislava kennenlernt, hält man nichts mehr für unmöglich. Ihre Energie, ihre Leidenschaft sind mitreißend. Ihr Background ist fundiert, sie hat zuerst Wirtschaftsmanagement studiert und daran ein Studium der Arbeitswirtschaft und Soziologie inklusive Medien- und Kommunikationswissenschaft angeschlossen. Für den Hof hat sie einiges in Bewegung gesetzt und bringt Menschen aus unterschiedlichen Communities zusammen. So ist der Hof zum Beispiel Teil der Micro Pop Week, einer Düsseldorfer Initiative der Musik- und Kreativszene. Das Programm im neuen Hof ist vielfältig, ob DUB, Punk oder Drag Race: anything goes. Wir haben Stanislava Balueva drei Fragen zu Motivation, Konzept und Kooperation gestellt.
Nachdem die Kulturbanausen Insolvenz anmelden mussten, hat wohl kaum jemand damit gerechnet, dass sich so schnell jemand finden würde, die in der Location des Hofs an der Ratinger Straße einen Club eröffnet. Was ist deine Motivation?
Wir haben in der Altstadt im Grunde keine Livemusik-Locations mehr, zumindest wenn es in Richtung Punk, Metal und Gitarrenmusik geht. Dabei braucht Subkultur einen Ort, an dem das stattfindet und Menschen Livemusik erleben können. Musik ist meine Leidenschaft und ich möchte mit dem Hof, den Raum bieten, der in der Düsseldorfer Altstadt fehlt und neben Livemusik weitere kulturelle Angebote machen.
Der Hof wird selbstredend mit dem legendären Ratinger Hof assoziiert. Ein Blick auf das Programm zeigt aber, dass Punk nicht zwangsläufig federführend ist. Was erwartet uns im neuen Hof an der Ratinger Straße?
Wir wollen denen Raum bieten, die sonst keinen haben. Im besten Fall können wir ein soziokulturelles Konzept umsetzen. Dafür müssen wir uns aber zunächst etablieren. Wir möchten zwar den kreativen Spirit, der den Hof gekennzeichnet hat, entfachen, aber es ist kein Revival des alten Hofs. Darum laden wir beispielsweise zum Public Viewing von „Ru Paul‘s Drag Race“ ein. Die Düsseldorfer Drag Queen Loreley Rivers ist Teilnehmer*in der Sendung und wir haben stets volles Haus, wenn die Show läuft. Außerdem glaube ich, dass die Queer Community ebenfalls zum Hof gehört. Punk war schließlich immer auch eine politische, gesellschaftliche Grundhaltung. Natürlich werden auch Punkbands zu sehen sein und viele andere Live-Acts. Es ist für mich aber eine Herzensangelegenheit FLINTA* auf die Bühne zu holen, beispielsweise in Kooperation mit der WUT-Reihe. Ich setze auf Netzwerken und Zusammenarbeit mit der Kulturszene, damit wir eine gute, kreative Dynamik entwickeln können.
Ein gutes Stichwort: Wie sieht es denn mit Kooperationen aus?
Ich arbeite zum Beispiel mit Alex Brassel zusammen, der The Tube gemacht hat, bis es im Sommer dieses Jahres schließen musste. Und wir kooperieren mit André Janssen von Goldmucke, die im November Bernd Begemann präsentieren und Captain Disko im Rahmen der Micro Pop Week. Die Düsseldorfer Szene ist nicht riesig, wir müssen untereinander netzwerken, um ein gutes Kulturangebot zu ermöglichen. Gerade erst hatten wir unsere erste Lesung von Fondermann & Gebhardt, die Lesetour wurde von dem Ox-Fanzine präsentiert. Ebenso wie die Musikstile durchlässiger geworden sind, sind es auch die einzelnen Subkulturen. Wir können nichts erzwingen, aber hoffen natürlich, dass der Hof mit seinem Spirit angenommen wird und Menschen herkommen, um kreativ zu sein und Spaß zu haben.
Interview: Cynthia Blasberg
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Stanislava Balueva