„Ich liebe es hier. Es ist cool. Es ist klein. Düsseldorf ist meine Heimat.“
Marion Strehlow ist für ihre puristische Mode bekannt. Seit über zwanzig Jahren bereichert Strehlow die Stadt mit ihren exquisiten Kollektionen, die sie in ihrem Atelier in Oberbilk kreiert. Für die gebürtige Mönchengladbacherin ist Düsseldorf die Stadt ihrer Wahl: „Ich liebe es hier. Es ist cool. Es ist klein. Düsseldorf ist meine Heimat.“ Doch Marion Strehlow ist nicht nur Modedesignerin, bereits zum achten Mal hat sie das Kostümbild für die Tänzerin und Choreografin Maura Morales entworfen. Die Tanzkompanie Cooperativa Maura Morales gastiert regelmäßig im FFT Düsseldorf – Forum Freies Theater. Am 1. Dezember 2023 feiert das neue Bühnenstück „In-Side-Sense“ dort Premiere. Und auch dieses Mal hat Marion Strehlow die Kostüme designt. Wir waren neugierig, wie die Zusammenarbeit funktioniert und haben Marion Strehlow interviewt.
Du bist schon lange und erfolgreich Modedesignerin. Als solche entscheidest du selbstbestimmt und vor allem allein über das Design deiner Kollektionen. Im Grunde bist du eine Art Solokünstlerin. Wie kam es zur Kooperation mit Maura Morales und wie ist es für dich in einem Team zu arbeiten?
Ich habe vor Jahren eine Vorstellung ihrer Tanzkompanie gesehen und war begeistert, so begeistert, dass ich etwas mit ihr machen wollte. Ein Freund hat uns einander vorgestellt und Maura wiederum mochte meine Kollektionen. Wir wollten dann unbedingt zusammenarbeiten. Das Schöne ist, das Team von Maura ist immer gleich, vom Lichtdesign über einige der Tänzer*innen bis hin zu Michio Woirgardt, ihrem Mann, der die Musik komponiert. Das macht Spaß und wir haben einen engen, sehr kreativen Austausch.
Kannst du uns deinen kreativen Prozess beschreiben?
Ich steige ein, wenn das Thema und der Titel des Stücks gesetzt sind. Für mich beginnt die Arbeit mit der ersten Probe, bei der ich die Musik höre und den Ausdruck des Tanzes sehe. Ich orientiere mich an meiner Kollektion und setzte Teile daraus neu um, dabei geht es vor allem um Materialien und Bewegungsfreiheit. Mittlerweile habe ich mehr Erfahrung und weiß zum Beispiel, dass ein tiefer Schritt für Tanz ungeeignet ist. Leggins sind tausendmal besser. Ich lerne mit jedem Stück etwas dazu. Teilweise probiere ich selbst aus und tanze in meinem Atelier. Bei „In-Side-Sense“ stand das Bühnenbild sehr früh fest und ich konnte mich mit dem Bühnenbildner austauschen. Das war insofern wichtig, weil auf der Bühne ein Innenraum steht. Ich habe mir also die Frage gestellt, wie ich die Idee des Innenraums unterstützen kann. Es gibt einen Moment, in dem Maura von draußen reinkommt. Das mag sich banal anhören, aber für mich ist das ein wichtiger Moment als Kostümbildnerin. Vor allem, weil die Szene am Anfang des Stückes liegt. Ein entscheidender Augenblick. Daher trägt sie einen Mantel, damit das Publikum versteht, dass sie von draußen in den Innenraum kommt.
Du hast dich von Anfang an dafür entschieden, Ateliermode unter deinem Namen zu machen und nicht für ein Modeunternehmen zu arbeiten, weil dir deine kreative Freiheit und Unabhängigkeit wichtig sind. Auch das Kostümbild für Maura Morales trägt unverkennbar deine Handschrift. Neben deinem ästhetischen Empfinden und deiner Designsprache habe ich das Gefühl, dass deine Mode sehr stark von deiner Persönlichkeit, deinem Spirit geprägt ist. Würdest du das bestätigen?
Das Gefühl stimmt durchaus. Man kauft mit einem Kollektionsteil schon ein Stück von mir mit. In jedem Teil steckt Liebe. Ich habe eine wahnsinnige Liebe für meinen Beruf. Er ist das Schönste, was es gibt. Ich liebe die Freiheit, die ich habe. Ich würde das alles auch immer wieder so machen, für mich kann das einfach genau so weitergehen. Manchmal kommen Leute auf mich zu, die vor 20 Jahren etwas von mir gekauft haben und geben mir das Gefühl, dass ich ein Teil ihrer Reise, ihres Lebens bin. Kürzlich hat mir eine Frau erzählt, dass ihre 16-jährige Tochter einen Rock von mir wieder entdeckt hat, den sie vor Jahren gekauft hatte. Meine Kund*innen bewahren die Sachen auf. Ich bin so etwas wie eine Konstante. Das finde ich schön.
Interview: Cynthia Blasberg
Aufmacherfoto: Mit freundlicher Genehmigung von Marion Strehlow