Designerin Lilly Friedeberg steht vor einer monochromen himmelblauen Wand.

Dezain Crush – 3 Fragen an Lilly Friedeberg

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„Das ist an japanischem Design so befreiend: Es hat einen sehr hohen Anspruch und kann gleichzeitig cute sein.“

Am 2. Juni feiert Dezain Crush Premiere. Gleich im Anschluss an den Düsseldorfer Japan-Tag startet die Pop-up Ausstellung im Toykio an der Immermannstraße. Angestoßen wurde das Event von drei Düsseldorfer Designer*innen: Lilly Friedeberg von Studio B.O.B., Alexandros Michalakopoulos von der Design-Agentur Morphoria und Kiyo Matsumoto von der Druckerei Letterpress 77. Es geht um deutsch-japanische Freundschaft, den Austausch unterschiedlicher Gestaltungsperspektiven und das Erzeugen von Sichtbarkeit der Kreativwirtschaft. Wir haben mit Lilly Friedeberg über japanische Cuteness, deutsche Sachlichkeit und Zukunftsträume gesprochen.

Lilly, dein Mann Alexandros Michalakopoulos und du seid Fans der japanischen Kultur. Gemeinsam mit Kiyo Matsumoto habt ihr beschlossen, Dezain Crush auf die Beine zu stellen. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Es sind verschiedene Faktoren zusammengekommen. Alexandros und ich haben oft mit dem Gedanken an ein Design-Festival gespielt, weil uns die Designszene im Gegensatz zum Beispiel zur Kunstszene nicht sichtbar genug ist. Wir begeistern uns ohnehin für japanische Kultur und Kiyo wiederum wollte gerne einen befreundeten Designer aus Japan ausstellen. Wir alle drei mögen Düsseldorf und auch, dass Japan und Little Tokyo immer mehr im Mittelpunkt stehen. Wir haben uns ein wenig von der „Us by night“ in Antwerpen inspirieren lassen. Ein Design-Festival, durch das Antwerpen in der Designszene mehr aufgefallen ist und zu einem Treffpunkt wurde. Es wäre schön, wenn die Dezain Crush für Düsseldorf in der Zukunft einen ähnlichen Effekt erzeugen könnte. Die lokale Kreativwirtschaft ist groß, aber noch nicht präsent genug. Design als Schnittstelle aus Kunst und kommerziell genutzter Kreativität sollte aber – aus unserer Sicht – stärker wahrgenommen werden. Daraus entstand die Idee die Themen Japan und Design miteinander zu verknüpfen.

Die Pop-up Ausstellung der Dezain Crush zeigt in erster Linie grafische und illustrative Arbeiten. Worin unterscheidet sich die Herangehensweise von japanischen und deutschen Designer*innen?
Ja, wir starten mit Grafikdesign und grafischen Illustrationen. Wir halten es uns für die Zukunft offen, inwiefern andere Disziplinen mit reinspielen können. Wir müssen aber zunächst eine Laufrichtung entwickeln. Da wir vom Grafikdesign kommen und in der Disziplin bestens vernetzt sind, liegt darauf der Schwerpunkt. Wir sind natürlich offen. So wird die japanische Designerin Yu Miyama einen geknüpften Teppich ausstellen. Und es werden auch Holzdruckarbeiten gezeigt. Yu Miyama ist übrigens ein gutes Beispiel dafür, warum ein Format wie Dezain Crush fehlt. Ich folge ihr seit langem auf Instagram und wollte sie gerne einladen. Das hat nur geklappt, weil wir dank Kiyo keine Sprachbarriere hatten. Dabei ist japanisches Design mega wichtig für aktuellen Entwicklungen. In Japan gibt es eine große Bewunderung für Bauhaus, das Minimalistische und Stringente. Aber sie schaffen es diesen Perfektionismus zu durchbrechen, in dem sie Lautes und Buntes hinzufügen. Das finde ich spannend. In Deutschland muss man sich manchmal fast schämen, wenn man als Designer*in laut, bunt und kitschig wird. Das ist an japanischem Design so befreiend: Es hat einen sehr hohen Anspruch und kann gleichzeitig cute sein. Sogar im öffentlichen Raum ist diese Niedlichkeit erlebbar. Wohingegen es in Deutschland, insbesondere im öffentlichen Raum, ernsthaft zugehen soll.

Die Pop-up Ausstellung ist im Grunde aber eine Art Prolog zum Dezain Crush Festival, das 2025 geplant ist. Was erwartet uns denn auf dem Festival?
Das ist unser großer Traum, unsere Vision. Das Festival wird auf jeden Fall größer als das Pop-up Event. Selbstverständlich werden wir schauen, wie es jetzt läuft, um abzuleiten, wie es weitergeht. Aber der Plan ist, mit mehr Designer*innen auszustellen, wir möchten Speaker*innen einladen Vorträge zu halten, wir möchten den Dialog fördern und eventuell auch einen Design-Markt etablieren. Wir wollen einen Austausch ermöglichen, der aufgrund der Sprachbarriere nicht leicht ist. Mit Dezain Crush können wir Vermittler*in sein. Wir möchten einander verstehen, tolles Design präsentieren und für mehr Sichtbarkeit sorgen.

dezain-crush.com

Artwork der Dezain Crush


Dezain Crush findet zum ersten Mal in Düsseldorf statt. Es stellen vier Designer*innen aus Japan und Deutschland aus: Yui Takada, Yu Miyama, Takumi Ogata und Gruppo Due Deutschland. Darüber hinaus werden Be@rbrick-Skulpturen aus der Sammlung von Selim Varol zu sehen sein, die zuletzt in der Ausstellung „Wonderwalls“ im NRW-Forum gezeigt wurden.
Eröffnung: 2. Juni 2024 ab 15 Uhr
Im Anschluss geöffnet: dienstags bis sonntags von 12 – 22 Uhr.

Interview: Cynthia Blasberg
Fotos: Pressefotos der Veranstaltung Dezain Crush

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