3 Fragen an Marc Meyer von A&O Medien

Interview

|

Das Kulturkaufhaus A&O Medien feiert 20-jähriges Jubiläum

A&O Medien wird 20 Jahre alt. Das „Kulturkaufhaus“, beliebt für sein umfassendes und doch spezielles Angebot an Platten, Filmen, Fachliteratur und Hi-Fi-Artikeln, zog Anfang November aus den Schadow-Arkaden um an die Kasernenstraße. Seither gilt es als einer der größten Plattenläden Deutschlands. Nun wird gefeiert. Wir haben mit Geschäftsführer Marc Meyer, der den Laden am 1. Dezember 2004 eröffnete, über Tageslicht, Branchenwandel und notwendige Treffpunkte für Musikbegeisterte gesprochen.

Marc, ihr seid im November 2024 aus den Schadow-Arkaden in ganz neue Räume an der Kasernenstraße gezogen. Seither gilt A&O Medien als einer der größten Plattenläden Deutschlands. Wie dürfen wir uns das neue Ladenlokal vorstellen?
Nun, es gab Gründe, warum wir umgezogen sind. Wir hatten seit geraumer Zeit am alten Standort Platzprobleme. Eigentlich sind wir aus allen Nähten geplatzt. Wir hatten immer die Vorstellung, dass wir auf unserer Verkaufsfläche mehr im Präsentations-, im Live- oder Aktionsbereich machen wollten und da waren uns an der alten Adresse die Hände gebunden, weil alles vollgestellt war. Die neue Fläche ist vom Standort her deutlich interessanter, wir fühlen uns in der Ecke extrem wohl, hier spielt ein bisschen mehr die Musik. Und: Am neuen Standort haben wir endlich Tageslicht und eine ganz andere Luftqualität. In den Schadow-Arkaden mussten wir zwölf Monate lang die Klimaanlage laufen lassen, um Luft zu kriegen. Und natürlich, das hatte oberste Priorität: Wir haben mehr Platz. Mit knapp 400 Quadratmetern sind die neuen Räumlichkeiten deutlich größer. Damit dürften wir mit der aktuellen Verkaufsfläche wahrscheinlich einer der größten Fachhändler in Deutschland sein.

Das gibt uns andere, ganz neue Möglichkeiten. Wir konnten den Repertoirebereich deutlich ausbauen, mehr Angebot schaffen und unseren Kunden*innen gleichzeitig mehr Komfort bieten: mehr Platz in den Gängen aber auch die Möglichkeit, Konzerte und Präsentationen stattfinden zu lassen. Am vergangenen Freitag hatten wir zum Beispiel Axel Fischbacher da. Das war ganz, ganz wunderschön; eine tolle Atmosphäre und die Akustik hat es auch gebracht.

Lass uns mal gemeinsam auf eine Zeitreise gehen: 20 Jahre A&O Medien, wie hat sich in dieser Zeit die Branche aus Sicht eines Plattenladenbetreibers verändert?
Das ist eine richtig, richtig lange Zeit. Und es hat sich mehr oder weniger alles verändert. Als wir 2004 gestartet sind, war die Branche eigentlich schon seit ein paar Jahren im Tiefflug. Man hat damals den Kopf geschüttelt, als wir am 1. Dezember 2004 A&O Medien eröffnet haben. Man muss sich einfach mal vorstellen, wer damals als Mitbewerber dabei war. Das waren Player wie „World of Music“ (WOM, an der Schadowstraße // Anm. der Red.). Saturn hatte zwei funktionierende Filialen und selbst Kaufhäuser hatten noch Mediaabteilungen. Das heißt, die gesamte Handelslandschaft war eine komplett andere. Das hat sich im Laufe der letzten 15 Jahre enorm verändert. Ich glaube, der Impulsgeber war Streaming. Das hat zwar die Musikindustrie ein Stück weit gerettet, aber nicht unbedingt die Künstler*innen, wie man heute weiß. Für die Musikindustrie ist Streaming heute im Grunde genommen die Haupteinnahmequelle; bei den Major Companies, aber auch bei den Indies liegt wahrscheinlich der Hauptumsatz mittlerweile bei rund 85 Prozent im Streaming und nur noch bei 15 Prozent mit physischen Tonträgern.

Viele, die damals im stationären Bereich Marktführer waren, sind vom Markt gegangen. Für uns ein Grund, nicht allzu skeptisch auf die Branche zu schauen, sondern dieses frei werdende Feld zu besetzen. Wir haben den Menschen, die noch physisch kaufen wollen, das Angebot gemacht, ihre Wunschprodukte bei uns zu kaufen. Aber auch bei A&O Medien gab es viele traurige Jahre. Die Corona-Zeit war ein echter Tiefschlag und viele Jahre lang haben wir eigentlich mehr schlecht als Recht überlebt. Das ging teilweise nur durch Selbstausbeutung und durch Zähne zusammenbeißen. Aber: Wir haben es bis hierhin geschafft.

Ausstattung und Angebot sind das eine, was aber macht die Seele eines Plattenladens aus?
Für mich persönlich ist es die Kombination aus unserem tiefen, guten Repertoire gepaart mit Fach- und Sachkenntnis. Dass wir Hi-Fi-Artikel anbieten, ist eher zufällig entstanden. Zu uns kamen immer mal wieder Menschen, die ein bisschen Schwellenangst bei Fachhändler*innen hatten. Darum haben wir ein kleines Hi-Fi-Rahmensortiment aufgenommen. Die Kombination aus Musik- und Film sowie aus Fachzeitschriften und Fachliteratur macht uns aus. Für mich war insbesondere ausschlaggebend, bei A&O Medien ein heterogenes Publikum zu haben. Egal welches Geschlecht und welches Alter – unser Geschäft ist ein Treffpunkt. Gerade an Wochenenden verbringen Jung und Alt bei uns Zeit miteinander. Sie können miteinander fachsimpeln und sich einfach wohlfühlen. Das macht Spaß zu sehen und es war immer mein Wunsch, dass wir das weiterhin aufrechterhalten können.

aundo-medien.de


Tipp


Mit Liveacts und DJs feiert A&O Medien am Samstag, 30. November, und Sonntag, 1. Dezember 2024, an der Kasernenstraße 27 20-jähriges Bestehen.

Info


Glen Matlock war Gründungsmitglied, Songwriter und Bassist der Sex Pistols. 1977 stieg Matlock aus der Punkband aus und wurde durch Sid Vicious ersetzt. Mit „Pretty Vacant“ und „Anarchy in the UK“ hat Matlock zwei der bekanntesten Sex Pistols-Songs geschrieben.
Pamela Rooke wurde unter dem Künstlerinnennamen Jordan Mooney zunächst Mitte der 1970er Jahre als Model für Vivienne Westwood bekannt. Sie verstarb im April 2022.
2019 waren Matlock und Mooney Gäste der „Electri-City-Conference“ von Rüdiger Esch. Im Rahmen von „Electri-City“ trat Glen Matlock bei A&O Medien in den Schadow-Arkaden auf.

Text: Sven-André Dreyer.
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von A&O Medien
(Das Aufmacherfoto entstand 2019 bei A&O Medien in den Schadow-Arkaden anlässlich eines Auftritts von Glen Matlock.Zusehen sind Marc Meyer und Jordan Mooney, die etwas signiert.)

Jetzt zum Newsletter anmelden und keine Neuigkeiten mehr verpassen