TIna Jokisch ist ganz in weiß gekleidet und trägt einen weißen Turban, sie sitzt im Lotussitz, die Hände vor der Brust gefaltet und blickt in die Kamera.

In Balance – Tina Jokisch, Kundalini Yogalehrerin und Geschäftsführerin bei Schwitzke & Partner

Interview

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„Ich habe das Wort Stress komplett aus meinem Vokabular eliminiert.“

Tina Jokisch ist gebürtige Düsseldorferin, Geschäftsführerin bei Schwitzke & Partner, einem international tätigen Büro für Architektur, Innenarchitektur und Design – und parallel Kundalini Yogalehrerin. Für die Innenarchitektin ist Yoga ein zentraler Bestandteil ihres Lebens, das ihre Intuition stärkt und sie bei beruflichen und privaten Entscheidungen unterstützt. Ihre tägliche Kundalini Praxis hat ihre Stressresistenz erhöht und ihr geholfen, geerdet zu bleiben. Das wertvolle Wissen möchte sie weitergeben – Tina unterrichtet als Taj Sadhana Kaur wöchentlich Kundalini Sessions in Flingern.

Tina Jokisch sitzt im Altarraum einer Kapelle eines ehemaligen Klosters. Sie sitzt im Lotussitz und trägt weiß und einen weißen Turban.

Welche Bedeutung hat Yoga für dich?
Yoga ist mein Leitfaden im Leben. Mein Kompass. Es prägt meine persönlichen Werte, gibt mir eine Ausrichtung im Leben und stärkt meine Intuition. Es hilft mir, Entscheidungen zu treffen: Was möchte ich im Leben, was lieber nicht? Durch Yoga wird man feinstofflicher, sensibler. Es ist ein transformativer Prozess, eine Reise, bei der es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Es geht immer tiefer und tiefer und tiefer.

Wie bist du speziell zum Kundalini Yoga gekommen, und was hat dich daran besonders fasziniert?
Ich habe bereits Hatha und Vinyasa praktiziert, bevor ich Kundalini Yoga 2009 auf einer Yogakonferenz in Köln entdeckt habe – durch die bekannte Lehrerin Gurmurkh. Ich war sofort angeknipst. Es hat mein Bewusstsein erweitert und ich habe intuitiv gespürt: Da ist irgendwas. Da ist noch ein Raum in mir oder eine Quelle, die sich weiterentwickeln darf. Dann habe ich es etwas aus den Augen verloren, weil in Düsseldorf damals keine Möglichkeit bestand, Kundalini Yoga zu praktizieren. Als Gurmurkh 2017 in Berlin einen Intensivworkshop über eine Woche gab, durfte ich tiefer ins Kundalini Yoga eintauchen. Vier Jahre später habe ich selbst die Ausbildung gemacht. Denn ich habe gemerkt, dass ich mich mit Kundalini Yoga in die Kraft bringen kann und bereits kurze Sequenzen signifikante Veränderungen bewirken können. Das möchte ich gerne weitergeben.

Wie schaffst du es, Yoga und Spiritualität in deinen Arbeitsalltag zu integrieren?
Ich praktiziere jeden Morgen, bevor mein Tag beginnt und stehe dafür sehr früh auf. Manchmal um vier, manchmal um fünf. Auch am Wochenende, wenn ich nicht ins Büro muss. Das ist mittlerweile wie Zähneputzen für mich. Ich rezitiere Verse, dann mache ich meine Yogasequenz, eine sogenannte Kriya, singe Mantren und gehe in die Meditation.

Du hast als Geschäftsführerin bei Schwitzke eine sehr anspruchsvolle Position. Inwieweit unterstützt dich dabei deine Yogapraxis?
Bei mir sieht jeder Tag anders aus, da ich national und international sehr viel unterwegs bin: zu Terminen mit Kund*innen, Veranstaltungen, wo ich Vorträge halte oder auch Fachmessen wie der Salone del Mobile in Mailand. Gemeinsam mit Marie Dorenz kümmere ich mich bei Schwitzke & Partner um das operative Geschäft und die strategische Ausrichtung, betreue Kund*innen und bringe mich in die Gestaltung ein. Von mir wird also sehr viel Flexibilität und Ausdauer abverlangt. Kundalini Yoga hilft mir sehr, damit umzugehen. Ich sage nicht mehr, dass ich Stress habe, sondern einen vollen Kalender. Ich habe das Wort Stress komplett aus meinem Vokabular eliminiert.

Wie beeinflusst deine Yogapraxis deine Entscheidungsfindung und Führungsqualitäten?
Kundalini hat eine positive Wirkung auf alle Körpersysteme, aber vor allem stärkt es das Nervensystem. Das heißt, du bist stressresistenter. Es stärkt deine Aura, die dich beschützt. Also hast du ein Schutzschild um dich herum. Und das spüre ich auch. Früher habe ich mich oft aus der Bahn werfen lassen von Kund*innen, von Mitarbeitenden und war fragiler. Dank Yoga habe ich mich geerdet, stehe mit beiden Beinen auf dem Boden und kann Herausforderungen gut annehmen und bewältigen. Und ich prokrastiniere weniger. Früher habe ich unangenehme Sachen vor mir hergeschoben, jetzt gehe ich sie an. Das ist für mich ebenfalls Teil des kreativen Prozesses. In meinem Leben hat sich eine Ruhe ausgebreitet.

Setzt du deine yogische Intuition räumlich um?
Ich bin im Moment radikal dabei, mich zu Hause von Dingen zu trennen, die ich nicht mehr brauche. Gleiches gilt fürs Büro. Wenn ein Raum klar ist, nicht so überfüllt und überladen, gibt es einem mehr Leichtigkeit und auch mehr Raum für Kreativität. Das hat einfach einen positiven Einfluss auf einen. Ich versuche Räume entsprechend zu gestalten. Umso weniger Ablenkung wir im Außen haben, desto mehr können wir uns aufs Wesentliche fokussieren.

Man sieht eine Yogaklasse und vorne die Yogalehrerin

Welchen neuen Ort würdest du in Düsseldorf gerne einrichten?
Oh, ich würde gerne einen Retreat Space gestalten, mit Spa und Yogaräumen. Einen holistischen Ort, der das Thema Ernährung und ätherische Öle miteinbindet. Aktuell beschäftigen wir uns bei Schwitzke & Partner viel mit dem Pflege- und Gesundheitssektor. Es ist Prävention, die noch davorgestellt werden muss. Das Bewusstsein der Menschen dafür wächst. Sie achten mehr auf sich, machen mehr Sport oder Yoga. Wir haben in Düsseldorf tolle Yogastudios, die sind wie ein kleiner Retreat. Du tauchst für zwei Stunden in eine andere Welt ein. Der Begriff ‚Immersive Experience‘ ist ja ein Buzzword in der Digitalisierung, aber eigentlich kommt dieses Eintauchen ursprünglich aus der Spiritualität.

Wo in Düsseldorf unterrichtest du regelmäßig?
Zweimal die Woche unterrichte ich bei Schwitzke & Partner unsere Mitarbeitenden, die Lust auf Yoga haben. Öffentlich unterrichte ich fast jeden Samstag in Flingern oder am Staufenplatz. Ich miete mich in ein Yogastudio ein, das gibt mir bei meinem Fulltime-Job Flexibilität.

Dein spiritueller Name ist Taj Sadhana Kaur. Was hat es damit auf sich?
Im Kundalini wird der spirituelle Name über Nummerologie berechnet. Taj Sadhana Kaur bedeutet frei übersetzt: „Die mit ihrer Ausstrahlung und Disziplin das Licht in die Welt trägt.“ Der Name soll mich an meinen eingeschlagenen spirituellen Pfad erinnern und er hilft mir persönlich auch, den Sitz der Lehrerin einzunehmen. Als Yogalehrerin bin ich nur ein Medium, und gebe die Lehren weiter, die ich selbst empfangen durfte.

Düsseldorf hat so viele schöne Ecken. Welche Orte in der Stadt kannst du empfehlen, um zur Ruhe zu kommen?
Als Rückzugsmöglichkeit genieße ich Spaziergänge am Rhein oder im Grafenberger Wald. Meine Eltern kommen aus Urdenbach und die Urdenbacher Kämpe finde ich geradezu magisch, insbesondere bei Hochwasser. Ich bin gerne auf der Raketenstation und Insel Hombroich − diese Kombination aus Natur, Architektur und Kunst ist dort im Einklang und spricht alle meine Sinne an. Für einen Moment der Stille inmitten der Stadt empfehle ich die wunderschönen Teezeremonien bei Anmo Art/Cha in Little Toyko oder im EKŌ Haus in Niederkassel. Eine schöne Erfahrung

Hast du Tipps für alle, die Yoga in ihren vollen Alltag integrieren möchten?
Einfach mal anfangen und nicht so große Ziele setzen. Es reicht auch jeden Tag eine Viertelstunde gezielt ein paar Yogaübungen zu machen. Das aktiviert unsere Chakren im Körper, gleicht die linke und rechte Gehirnhälfte aus, macht die Wirbelsäule flexibel und sorgt für Balance. Man sollte aber regelmäßig üben. Wer Kundalini Yoga praktizieren möchte, sollte sich zum Einstieg eine*n Lehrer*in suchen, um richtig in die Praxis eingeführt zu werden. Schon die erste Session ist transformativ für Körper, Geist und Seele.

Info

Wer Interesse an Kundalini Yoga hat, kann eine Mail an [email protected] schreiben und sich in ihren Newsletter eintragen lassen.

Text: Karolina Landowski
Fotos: Kristina Fendesack

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