„Ich mag die unprätentiösen Schuppen mit dem tollen Essen“

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„Ich mag die unprätentiösen Schuppen mit dem tollen Essen“

Food-Podcaster Olaf Deharde von GEO Saison über seine Gastro-Entdeckungen

„Dat war jut jewesen.“ So fassten Olaf Deharde und Matten Kersten ihren Düsseldorf-Besuch in Mundart zusammen. Über ein verlängertes Wochenende erlebten die beiden Podcaster des Reisemagazins GEO Saison die Rheinmetropole in Reinkultur. Ihr Fazit: Das Besondere an Düsseldorf ist, dass man das Besondere nicht sieht. Sie selbst haben die Stadt dafür dann ganz genau unter die Lupe genommen – und dabei zum Beispiel entdeckt, dass die vier Rezeptions-Desks im 25hours Hotel an das Bühnenbild von Kraftwerk angelehnt sind. Wir wollen es im Nachgang noch einmal genau wissen: Was hat euch in Düsseldorf am meisten umgehauen? Olaf Deharde verrät es.

Du sagst in eurem Podcast, Düsseldorf sei kulinarisch unterschätzt. Was hat dich am meisten überrascht?

Um ehrlich zu sein: Mich persönlich hat nicht so viel überrascht, da ich Düsseldorf schon seit den frühen 2000er Jahren kenne und als kulinarischen Ort sehr zu schätzen gelernt habe. Ich habe damals als Werbefotograf in der Automobilbranche gearbeitet und war oft wochenlang hier. Damals ging man zweimal täglich essen: einmal mittags, üblicherweise ins Olio, und dann noch mal abends, meist ins Reusch am Hafen. Wer auf unserer Podcast-Tour allerdings wirklich überwältigt war, war Matten, der die Stadt noch nicht kannte. Ihm konnte ich die Überraschung das ganze Wochenende über am Gesicht ablesen.

Du bist in eurem Team der Schlaumeier. Wie bereitest du dich vor? 

Na ja, ich recherchiere natürlich, aber da ich schon an vielen Orten unterwegs war, bin ich auch einfach tief im Thema Reisen und Gastronomie drin. Da weiß man eben das eine oder andere. Unser Oberschlaumeier Fabio (Fabio Haebel, beim GEO-Saison-Podcast für gewöhnlich der Dritte im Bunde/Anm. der Red.) war allerdings gar nicht dabei, der legt immer noch eine Schippe drauf. Insbesondere, wenn es um kulinarische Finessen geht. Was mich angeht: Ich bin immer auf der Suche nach Lokalen, die nicht zu offensichtlich kommerziell sind. Ich mag vor allem die unprätentiösen Schuppen mit dem tollen Essen. So etwas interessiert mich. 

Ihr habt in eurem Podcast auch Orte vorgestellt, die selbst manchem Einheimischem bisher entgangen sind: das Finanzämtche, die Cucina Vitale, den Plattenladen Minty Vinyl. Arbeitet ihr mit Tipps von Locals?

Ja, unser Netzwerk ist groß. In jeder Stadt gibt es ein paar Leute, die ich ansprechen kann. Die Cucina Vitale war zum Beispiel eine Empfehlung von einem gut informierten Bekannten. Meinen Lieblingsplattenladen Minty Vinyl habe ich allerdings durch Zufall entdeckt. Ich war in Flingern spazieren und bin – angezogen durch die Musik – zufällig in den Interior-Design-Laden 69m² hineingeraten. Mit im Ladenlokal befindet sich Minty Vinyl, und Günter Herke, der Besitzer des Ladens, ist in Sachen Musik genau auf meiner Wellenlänge. Wir haben locker eine Stunde geplaudert. Da ich bei ihm ein paar Perlen gefunden habe und zufällig selbst Platten dabeihatte, haben wir getauscht. Mein zweites Steckenpferd neben der Gastronomie ist nämlich die Musik, musst du wissen.  

Ihr habt Düsseldorf in eurem Podcast richtig abgefeiert. Welche Location ist dein heimlicher Favorit?

Das Olio. Als wir dort waren, habe ich zum ersten Mal den Besitzer, Roman Jasper, getroffen. Er gilt als medienscheu, ich habe ihn aber dennoch angesprochen, weil ich ihn für mein persönliches Reise-Food-Projekt gewinnen wollte. Ich nehme von jeder Reise etwas zu Essen oder zu Trinken mit – etwas, das mir ein Einheimischer mit auf den Weg gibt und das ich in Bild und Text dokumentiere. Auf der nächsten Tour tausche ich dieses Produkt dann gegen eine andere lokale Spezialität ein. Die Idee ist, Menschen und Orte durch diese Geschichten zu verbinden. Roman hat sich bereiterklärt mitzumachen und er hat mir ein riesiges Glas mit hausgemachten, in Zuckersirup eingekochten schwarzen Walnüssen mitgegeben. Das hat mich sehr gefreut.

Du sagst im Podcast, ihr hättet das Geheimnis des Olio ergründet. Was steht hinter dem jahrzehntelangen Erfolg?

In meinen Augen ist das Geheimnis die zeitlose Aufmachung bei gleichzeitig ständiger Weiterentwicklung der Karte. Das gilt für das Essen genauso wie für die Weine. Da ist das Olio immer am Puls der Zeit. Außerdem werden hier alle gleichbehandelt, vom Fußballer bis zum Nachbarn. Keiner kann reservieren, keiner wird bevorzugt. Und das gilt seit Jahrzehnten. Das ist schon eine Kunst!

Hast du noch einen Tipp für unsere LeserInnen, den ihr im Podcast nicht verraten habt?

Probiert mal den Papaya-Salat bei Manima – der Laote. Und unbedingt empfehlen würde ich auch das Fried Chicken im Hitchcoq. Beides ist ein Gedicht!

Titelbild: © Verlängertes Wochenende


Ihr habt jetzt Lust bekommen, die volle Podcast-Folge zu hören? Dann findet ihr hier alle Tipps von Olaf und Matten.

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