Sechs Restaurants, die euch auf eine kulinarische Weltreise entführen
Stay local, eat global
Little Tokyo ist euch ein Begriff? Dann wisst ihr ja schon, dass Düsseldorf eine langjährige japanische Gastro-Tradition hat. Aber ist euch auch bewusst, wie viele andere Küchen hier zu Hause sind? Ob Asien, Afrika oder Südeuropa, ob Naher, Mittlerer oder Ferner Osten – ihr könnt im Grunde mit dem Zeigefinger blind über die Weltkarte fahren, nach Belieben stoppen und danach hier an Ort und Stelle eure kulinarische Wunschreise beginnen. Für den Einstieg möchten wir euch sechs Destinationen besonders empfehlen. Besser vorher reservieren, denn die Plätze an den Lieblingsorten sind oft heiß begehrt. Das ist in Düsseldorf wie überall auf dem Globus.
Thailand: Sila Thai
Allein schon die Erwähnung der kulinarischen Vielfalt Thailands entlockt vielen Südostasienkennern sehnsuchtsvolle Seufzer. Nicht wenige von ihnen reisen auch (oder gar ausschließlich) der Küche wegen immer wieder in das ehemalige Siam. Duftende Curries, knusprig Frittiertes, würzige Nudelgerichte, scharfe Salate und süße Fruchtspeisen: Essen ist in Thailand quasi Staatsreligion – und kein Ort in Düsseldorf transportiert diesen Spirit besser als das Sila Thai an der Ecke Bahnstraße/Charlottenstraße. Die Reise beginnt schon beim Betreten des großen Ecklokals: Die Holzschnitzereien und Steinmetzarbeiten des Interieurs stammen aus Ban Dan Kwian, einer Stadt nordöstlich von Bangkok, die berühmt ist für ihre Handwerkskunst. Drei riesige Schiffscontainer fanden von dort ihren Weg nach Düsseldorf. Nicht minder beeindruckend ist das Engagement in Sachen Esskultur. ‚Süß‘, ‚sauer‘, ‚scharf‘ und ‚salzig‘ – zur sensorischen Erforschung dieser vier Geschmacksrichtungen wurden eigens verschiedene Menüs ausgearbeitet. Und keine Scheu: In Thailand wird zwar gerne scharf gegessen, doch nicht alle Gerichte entfachen im westlichen Gaumen eine Feuersbrunst. Die grünen, gelben und roten Curries mit Huhn, Ente, Fisch oder Garnelen sind mit 0 bis 4 Chilischoten gekennzeichnet, das bewahrt euch vor unliebsamen Überraschungen.
Äthiopien und Eritrea: Okra
Kommt ihr mit auf eine kleine Reise nach Afrika? Die Küche Äthiopiens und Eritreas ist hierzulande weniger bekannt als die der großen Gastro-Nationen, dafür aber nicht minder schmackhaft. Das Gros der landestypischen Speisen besteht aus Eintöpfen und dicken Soßen, die auf Basis von Gemüse, Lamm, Rind und Geflügel gekocht werden und teilweise scharf gewürzt sind. Begleitet werden sie von dem angenehm säuerlichen Fladenbrot Injera, das die Suppen und Soßen wunderbar aufsaugt. Der Begriff des „Fingerfoods“ ist hier eng verbunden mit Gemeinschaft und Geselligkeit, man isst mit den Händen und teilt sich gerne mehrere Gerichte, die auf einer großen Platte serviert werden. So auch im Ocra auf der Flingeraner Ackerstraße. Als ideales Gericht für Erstbesucher empfiehlt sich die gemischte Platte Beyaynetu, auf der verschiedene vegetarische Spezialitäten versammelt sind. Während man auf das Essen wartet – dazu bitte etwas Zeit mitbringen –, vergnügt man sich mit äthiopischen Weinen, dem leichten Nationalbier Tef und starken Schnäpsen.
Israel: Die Kurve
Zugegeben, der Name lässt nicht auf levantinisches Essen schließen und stammt vermutlich noch aus der Zeit, in der das Lokal eine gemütliche Pempelforter Eckkneipe war. Es mag an der großen Neonschrift aus den 50ern liegen, dass die Betreiber des heutigen israelischen Restaurants an ihm festhielten. Doch der Ruf ist der Location längst vorausgeeilt: Die Kurve, deren Karte vom gastronomisch extrem vielfältigen Tel Aviv inspiriert ist, brummt wie ein Taubenschlag. Kein Wunder: Was hier mit hoher Schlagzahl aus der Küche kommt, ist frisch, äußerst schmackhaft und großzügig portioniert. Schon einer der berüchtigten Mezze-Vorspeisenteller, der mit Falafel, verschiedenen Salaten, Zigarim, den mit Hackfleisch gefüllten Teigröllchen, und Humus Tehina, dem Kichererbsenpüree mit Sesampaste, gespickt ist, hat das Zeug dazu, euch zu zweit satt zu machen. Dass man sich danach die Fortsetzung mit einem Hauptgericht wünscht, liegt schlichtweg an der großen Versuchung. Ihr habt die Wahl zwischen dem Hauskebab-Spieß, der Dorade ‚Yaffa Style‘ und Vegetarischem wie Eyal’s ganzem Blumenkohl aus dem Ofen, um nur wenige der kulinarischen Highlights zu nennen. Wer danach noch den Käsekuchen mit Nüssen und Honig bestellt, ist für eine Wüstendurchquerung gewappnet.
China: Green Light District
Von wegen Grün. Im Green Light District dominiert eine Farbe: Rot. Beim Betreten des Neuzugangs, der im Sommer auf der Klosterstraße eröffnet hat, entpuppen sich übergroße chinesische Schriftzeichen an der Wand als Quelle des roten Neonlichts, das für den Gastraum eines gehobenen Restaurants doch eher ungewöhnlich anmutet. Und auch sonst spart das Green Light District nicht mit Überraschungen. Zum einen: Die chinesische Küche beweist hier ihre extreme Vielfalt. Und: Sie ist filigran und elegant! Dieses Credo vertritt das Inhaberduo Frau Chen und Herr Dorsch, die bereits in ihren beiden Dortmunder Restaurants die chinesische Küche modern und cool interpretieren. Ihre Karte ist spektakulär. Zunächst einmal deshalb, weil sie aufgemacht ist wie eine Tageszeitung. „The Green Light District Daily News“ versorgt seine LeserInnen nicht nur mit Informationen zur chinesischen Regionalküche, sondern unter nicht ganz ernstgemeinten Headlines wie „Lotusteiche erzielen Rekordumsätze“ oder „Olympische Schwimmer zurück“ auch mit allem Wissenswerten rund um die angebotenen Gerichte. Die entführen in eine eindrucksvoll kreative kulinarische Welt, die auch optisch bemerkenswert detailverliebt ist. Der würzige Klebreis mit Filetstücken vom Schwarzfeder-Huhn, Shiitake-Pilzen, Maronen und chinesischer Honig-Wurst, eingeschlagen in duftende Lotusblätter, ist dafür nur ein Beispiel. Die gebackene Süßkartoffel mit chinesischem Bärlauch wird auf einer Holzwurzel serviert, die Dumplings zusammen mit selbst kreiertem „Duftessigkaviar“ in kleinen Henkelkörben. Bei allem Überschwang: Eine Warnung müssen wir an dieser Stelle aussprechen. Ganz ungefährlich ist der Besuch im Green Light District nämlich nicht, die Gerichte haben einen hohen Suchtfaktor. Are you experienced?
Portugal: Clube Portugues
Es sind nur wenige Schritte von der Graffiti-verzierten Häuserreihe der Kiefernstraße bis zum Clube Portugues, dennoch trennen das portugiesische Restaurant und die legendäre Meile der links-alternativen Hausbesetzer-Szene der 1980er Jahre Welten. Denn im Clube Portugues taucht ihr mit Haut und Haar ein ins Lissabon, der, sagen wir, 50er Jahre – in ein nostalgisches mediterranes Lebensgefühl. Antiquitäten, dunkle Hölzer, wuchtige Kerzenleuchter: Die ehemalige Arbeiterkneipe Schwan an der Ecke Kiefernstraße und Erkrather Straße wurde 2004 von drei portugiesischen Ladenbauern in ein Restaurant verwandelt, und seither fließen Vinho Verde und der süchtig machende Sauerkirschlikör Ginjinha in Strömen. Das Menü ist ebenso authentisch wie die Einrichtung: Dorade in Salzkruste, Hähnchen Piri Piri, portugiesische Paprikawürste – und als Reminiszenz an die ehemalige Arbeiterkneipe – Käse- oder Schinkenteller zu moderaten Preisen. Saúde no clube!
Argentinien: Hala Empanada
Streetfood aus Argentinien ist neu auf der hiesigen kulinarischen Weltkarte. Und die Hala Empanadas haben es wahrhaft in sich. Die kleinen handgemachten Teigtaschen, die sich auf den Straßen von Buenos Aires großer Beliebtheit erfreuen, kommen in Düsseldorf mit veganen und vegetarischen Füllungen – oder als Biofleischvariante. „Eine bewusste und gesunde Ernährung steht bei uns an allererster Stelle“, sagt Joshua Schneider, einer der Mitbegründer des jungen Food-Start-ups. Entstanden ist die Idee auf einer Südamerikareise, die Schneider mit drei Freunden unternahm. Nach ihrer Rückkehr war klar: „Lateinamerikanisches Streetfood fehlte in Düsseldorf. Wir wollten diese Lücke schließen“, erinnert sich der junge Foodie an die Anfänge. „Alle unsere Produkte sind ohne künstliche Zusatzstoffe oder Konservierungsstoffe hergestellt. Wir schmoren und köcheln unsere Füllungen über Stunden, bevor sie per Hand in unseren hausgemachten argentinischen Teig wandern.“ Ein Slow-Food-Konzept, das überzeugt. Aus dem Stand konnten die Jungs das KIT Café am Rheinufer als Gastro-Partner gewinnen. Seither liefern sie die Teigtaschen nebst Salaten und Tapas, das KIT Café steuert die Getränke bei. Nun lässt sich der Sonnenuntergang auf der Terrasse an den Apollowiesen also mit einem Aperolspritz und einer Runde Teigtaschen krönen.
Titelbild: Düsseldorf Tourismus