Wo ein Rekord den nächsten jagt: Ein Nachmittag in der Friedrichstadt

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Wo ein Rekord den nächsten jagt: Ein Nachmittag in der Friedrichstadt

Klein, aber oho, präsentiert sich das Düsseldorfer Viertel mitten im Zentrum

Es gibt diese Tage, an denen will einfach nichts so, wie wir wollen. Dann nehmen Aktenberge die Ausmaße des Mount Everest (oder mindestens des Mont Blanc) an. Dann streiken im Haushalt neben der Waschmaschine auch das Bügeleisen und der Backofen. Dann erforschen die Kinder die Tiefen der Lebensmittelschubladen, als führten sie geheime Expeditionen durch – und müssten sämtliche gefundenen Schätze in Form von Zuckerdosen, Mehlpackungen und Mandelspiltter-Tütchen auf dem Fußboden verteilen. Was hilft? Genau, einfach mal vor die Tür zu gehen. Frische Luft zu schnappen, der Anspannung wenigstens vorübergehend Ade zu sagen. Wo das perfekt gelingt? In der Friedrichstadt! 

Denn auch wenn sich der Stadtteil Düsseldorfs nicht mit den prächtigsten aller Bauten, den angesehensten aller Museen oder den größten Parks schmücken kann, so weiß er doch mit einigen Highlights – und ja, auch Superlativen – aufzutrumpfen. Da wäre beispielsweise die Tatsache, dass die Friedrichstadt mit rund 20.000 Einwohner*innen auf gerade einem Quadratmeter Fläche nicht nur der am dichtesten besiedelte Stadtteil Düsseldorfs ist, sondern einer der am dichtesten besiedelten in der gesamten Bundesrepublik! Das Besondere: Das Viertel teilt sein „Schicksal“ mit Städten wie New York oder Canberra, denn es entstand am Reißbrett. Einst soll sumpfiger Boden das Leben hier eher wenig attraktiv erschienen haben lassen, doch der Preußen-König Friedrich Wilhelm IV. sorgte als Namensgeber wohl für den nötigen Glamour, der die Massen schließlich anzog. Eben jener Glamour lässt sich heute bei Aufführungen zum Beispiel im „Theateratelier Takelgarn“ (Philipp-Reis-Straße 10) oder dem „Forum Freies Theater“ (Konrad-Adenauer-Platz 1) spüren.

Einen weiteren Rekord verzeichnet die katholische Kirche St. Antonius am Fürstenplatz für sich, überragt sie doch jedes andere Gotteshaus in Düsseldorf. Im neoromanischen Stil in den Jahren 1905 bis 1909 nach den Plänen des Architekten-(und Vater-Sohn-)Duos Wilhelm und Paul Sültenfuß errichtet, steht die Kirche seit 1983 unter Denkmalschutz. Überhaupt weisen viele Gebäude in dem Viertel ihre ganz eigenen Geschichten auf. Sie könnten wohl auch von etlichen Hausbewohner*innen erzählen, die jahrzehntelang ein- und ausgingen. Ein Großteil der Bausubstanz aus der Gründerzeit, also den Jahren von 1870 bis 1974, existiert bis heute und verteilt sich auf einem Grundmuster, das – Stichwort Reißbrett-Planung – an ein Schachbrett erinnert. Nur wenige Meter von St. Antonius entfernt, steht seit 1939 der Industriebrunnen mit drei Bronzeplastiken: Gott Vulcanus, ein Bergmann und ein Hüttenarbeiter grüßen vorbeifahrende Auto-, Motorrad- und Radfahrer*innen noch immer, trotz ihres hohen Alters. Bildhauer Friedrich Coubillier schuf das Werk nämlich für die Kunstausstellung, die von 1913 bis 1926 dauerte.

Lasst euch in der Friedrichstadt ablenken von erwähnten Alltagssorgen. Vielleicht bringt euch die Hektik der Umgebung auf andere Gedanken!? Beobachtet unterdessen, wie sich Tauben auf dem Fürstenplatz um die letzten Brotkrumen vom Wochenmarkt (mittwochs und samstags) oder jene vor „Lina’s Coffee Brew Bar & Deli“ (Fürstenplatz 1) streiten, schaut dabei zu, wie an der Großbaustelle des „Curve“ ein Stein auf dem nächsten ein neues Gebäude ergibt, oder bestaunt gleich gegenüber, in der Scheurenstraße, die Mehrfamilienhäuser mit 3D-Planeten an der Fassade. Wo sonst in Düsseldorf fühlt sich der Weltraum zum Greifen nah an? Die Entspannung zum Greifen nah – Stichwort Massage – lässt sich übrigens im „Hamam Sahara Wellness“ (Mintropstraße 21) erleben. 

Ein weiterer guter Grund, durch die Friedrichstadt zu streifen: der Geruch! An allen Straßenecken und -enden riecht es nach frisch zubereiteten Pancakes (etwa im „Café Buur“, Friedrichstraße 120), nach koreanischer Küche (etwa des „Beud“, Zimmerstraße 28), nach in Knoblauch geschwenkten Tomaten (für die Nudelsoße bei „Il Mercato“, Friedrichstraße 59a) oder einer gerade aus dem Ofen geholten Tarte (beispielsweise im „Café Kucheneck“, Corneliusstraße 110, oder dem „Café Knülle“, Oberbilker Allee 24).  Abends dann versackt ihr mit Freunden in der „Bar Ellington“ (Scheurenstraße 5), der „MuSaMe-Bar“ (Führstenplatz 5) oder bei 1001 und einem Tapas von „Sol y Sombra“ (Kirchfeldstraße 85). Falls ihr ob des vollen Magens nicht von Müdigkeit übermannt werdet, zieht unbedingt weiter in die Graf-Adolf-Straße 47: Theater- oder Kinozeit! Schon seit 1958 laden euch im Untergeschoss Filme und im Obergeschoss inzwischen Künstler aus Kabarett, Comedy, Musik und Musical-Welt zum Abschalten der besonderen Art ein. Denn ihr wisst ja, es gibt diese Tage, an denen einfach nichts so will, wie wir wollen. Gut, dass es für diesen Fall die Friedrichstadt gibt.

Dieser Beitrag ist gefördert durch REACT-EU.

Titelbild: Düsseldorf Tourismus

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