Sechs Wildlife-Erlebnisse in Düsseldorf
Ran an die Ferngläser und Teleobjektive, jetzt geht’s zur Urban Safari!
Wildlife in Düsseldorf?! Ja genau! Tatsächlich hält die Fauna in und um die Rheinmetropole manch Unerwartetes bereit und hat damit das Potenzial, jeden Tierfreund zu faszinieren – vom Hobby-Ornithologen bis hin zum Fan eiszeitlicher Urviecher.
Die Halsbandsittiche von der Kö
Der Volksmund spricht von Papageien. In Wahrheit handelt es sich bei den grellgrünen Vögeln mit den korallenroten Schnäbeln und den langen Schwanzfedern um Halsbandsittiche – und die haben Düsseldorfs erste Adresse für sich entdeckt: die Kö. Über 1.000 Exemplare sollen es sein, die die Kö-Platanen regelmäßig als Schlafbäume nutzen. Der Legende nach sind die eigentlich in Asien und Afrika beheimateten Vögel Ende der 1960er Jahren aus einem Kölner Zoo entwichen. Längst sind sie aber echte Düsseldorfer, die ihre Stadt sichtlich lieben – von Bilk bis Kalkum. Das ändert nichts an der Exotik, die ein Schwarm von Halsbandsittichen verströmt, wenn er mit bis zu 70 km/h durch die Straßen schießt. Die Männchen erkennt man übrigens an ihrem schwarzen Halsfedernring, daher der Name.
Die Sumpfschildkröten im Südpark
Ist man schon mal mit Kind und Kegel Richtung Volksgarten unterwegs, kann man auch gleich bis zum Südpark durchradeln und sich dort die Sumpfschildkröten ansehen – die nordamerikanischen wohlgemerkt. Denn die in Deutschland heimische Europäische Sumpfschildkröte ist mittlerweile leider auf eine Restpopulation zusammengeschrumpft. Die Verwandten aus Übersee, auch unter dem Namen Schmuckschildkröten bekannt, sonnen sich bei gutem Wetter stundenlang auf einer kleinen Insel im Deichsee. Ein lustiges Schauspiel, wie sie allesamt die faltigen Hälse recken und geschlossen gen Himmel blicken. Woher sie stammen? Die beliebten Haustiere werden nicht selten von überforderten Besitzern ausgesetzt. Im Winter halten die Schildkröten Winterschlaf, vergraben sich an Land oder im Schlamm des Sees. Dann muss die Schildkrötensafari pausieren.
Die Stechrochen im Aquazoo
In Sachen Unterwasserwelt sticht in Düsseldorf der Aquazoo die versammelte Konkurrenz aus. Gleich zwei Arten von Stechrochen tragen nicht unwesentlich dazu bei. Majestätisch ziehen die Knorpelfische mit dem flachen, bis zu 120 cm breiten und zwei Meter langen rautenförmigen Körper im großen Meeresbecken ihre Kreise. Ihre Flossenbewegung erinnert eher an einen Flügelschlag und weckt Assoziationen an einen Adler, der elegant durch die Lüfte gleitet. Fast muss man lachen, wenn einem die Rochen hinter der Scheibe dann ihre helle Bauchseite zuwenden: Plötzlich blickt man in ein freundliches Gesicht – zwei Augen, ein Mund. Doch in Wahrheit befinden sich die Augen des Rochens auf der Rückenseite, die beiden Punkte auf der Oberseite sind Nasenöffnungen. In der freien Wildbahn ist mit dem kuriosen Kerl übrigens nicht zu spaßen: Alle Stechrochen besitzen einen giftigen Schwanzstachel.
Die Heckrinder im Neandertal
Archaisch ist seine Geschichte, imposant seine Gestalt. Der Auerochse, Stammvater des heutigen Hausrinds, war einst das größte Landsäugetier Europas, mit bis zu zwei Metern Stockmaß und einer Tonne Gewicht. In der frühen Neuzeit wurde das Tier mit den gewaltigen Hörnern ausgerottet, auch der Neandertaler hat den Auerochsen schon gejagt. Als rückgezüchtetes, nicht minder eindrucksvolles Heckrind lebt dieser nun wieder hier: Im Eiszeitlichen Wildgehege Neandertal werden die gemütlichen Urviecher ganzjährig im Freien gehalten – und legen sich auch schon mal dort nieder, wo man sie nicht so gut sieht. Ein Fernglas leistet gute Dienste. Ebenfalls auf den Hoch- und Talwiesen und den bewaldeten Hängen des Geländes unterwegs: Wisente, Nachkommen einer weiteren europäischen Wildrindart, und Heckpferde, eine Rückzüchtung des ausgestorbenen Wildpferds Tarpan. Mit seinen 23 Hektar lässt sich das Gehege in einer bis anderthalb Stunde bequem umwandern.
Die Eisvögel am Schwanenspiegel
Von der Eiszeit zum Eisvogel ist der Weg kürzer als gedacht – schließlich trennen das Neandertal und die Düsseldorfer Innenstadt nur rund 20 km. Ausgerechnet hier, am Schwanenspiegel und im Hofgarten, hat sich eine gefiederte Spezies angesiedelt, die die Herzen von Hobby-Ornithologen höher schlagen lässt. Der Eisvogel ist zurück! Azur- und kobaltblau schillert das Gefieder, die Brust leuchtet in Orange. Prägnant ist auch der lange dünne Schnabel, mit dem er seine Beute aus dem Wasser fischt. Die Zahl der Brutpaare in Düsseldorf hat der NABU im Jahr 2021 auf etwa 15 geschätzt. Dennoch: Um den nicht mal amselgroßen Vogel zu erspähen, braucht es ein wenig Geduld, denn er ist ziemlich scheu. Wer aber wartet, wird belohnt. Im letzten Jahr wurden zweihundert Eisvogelbeobachtungen im Stadtgebiet gemeldet.
Die Seeungeheuer beim Volksgarten
Gleich drei Seeungeheuer lauern auf jeden, der sich dem Nordeingang zum Volksgarten nähert – Vater links, Mutter rechts, der Nachwuchs in der Mitte. Das überwiegend in den Grundfarben Gelb, Rot, Blau gehaltene Trio, auch zärtlich Nessy-Family genannt, ragt Auf’m Hennekamp bis zu acht Metern in die Höhe und wurde im Jahr 2021 erst frisch gestrichen. Und obwohl die verspielte Expressivität es nicht unbedingt vermuten lässt – die Nessys sind allem voran eines: Abluftrohre des Düsseldorfer Kanalnetzes. 1996 hat sich Architektin Inge Loerke ihrer Verschönerung angenommen. Durch den kreisförmig gepflasterten Boden wirkt es fast so, als tauchten die drei sich schlängelnden Stahlkörper geradewegs aus den Fluten auf. Kinder, die auf ihrem Lauf- oder Fahrrad Richtung Volksgarten unterwegs sind, nutzen die Kanalbelüftungsskulptur gerne als Tunnelparcours. Wilde Alltagskunst mit der nötigen Street Credibility.
Titelbild: Düsseldorf Tourismus