„Am besten funktionieren insbesondere zum Einstieg Mixgetränke, sei es ein Aperol Spritz, Gin Tonic oder Cuba Libre.“
Alle Jahre wieder heißt es: Dry January. Ein Trend nicht nur für den Start ins neue Jahr. Mittlerweile gibt es sogar einen zweiten Monat, der sich der Nüchternheit widmet, den Sober October. Den hat Desiree Kleiner als Start für ihren Onlineshop Null Alkohol gewählt. Der Name ist Programm, angeboten werden alkoholfreie Getränke wie Wein, Sekt und Gin. Desiree Kleiner kommt ursprünglich aus dem Performance-Marketing und lebt seit 20 Jahren in Düsseldorf. Alkoholfreie Alternativgetränke verortet sie nach wie vor in einer Nische, aber mit großem Wachstumspotenzial. Denn die Märkte und Angebote zu Themen wie Gesundheit, Achtsamkeit und Detox werden größer und insbesondere Frauen um die 40 Jahre suchen nach prickelnden Getränken jenseits von Apfelschorle und Cola. Sie gehören zu den kauffreudigsten Kund*innen bei Null Alkohol. Wir haben Desiree zu unserem 3 Fragen-Interview gebeten.
Das Bewusstsein für Gesundheit steigt und Aktionen wie der Dry January werden von vielen Menschen gerne angenommen. Du hast letztes Jahr im Sober October deinen Onlineshop Null Alkohol gestartet. Wie bist du auf die Idee gekommen?
Die Idee hatte ich während meiner zweiten Schwangerschaft. Das Thema alkoholfreie Alternativen ist in Deutschland noch nicht etabliert. Es ist nach wie vor eine Nische. Anders sieht es in Schweden aus, wo ich regelmäßig bin, um meine Eltern zu besuchen. Dort ist das Thema viel präsenter. So wird beispielsweise in Restaurants mindestens ein alkoholfreier Wein angeboten. Das ist hier selten zu finden. Ich möchte mit meinem Shop Alternativen schaffen, die gleichzeitig hochwertig sind. Rotkäppchen alkoholfrei gibt es bei mir nicht.
Laut Bundesgesundheitsministerium liegt bei etwa neun Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren ein problematischer Alkoholkonsum vor, 7,4 Millionen Personen konsumieren Alkohol in gesundheitlich riskanter Form. Dein Shop Null Alkohol bietet insbesondere in dem Kontext eine echte Alternative, nicht nur im Dry January und Sober October. Aber es muss natürlich schmecken. Was empfiehlst du, wie man gut in dein alkoholfreies Sortiment einsteigt? Wie nah kommt beispielsweise ein alkoholfreier Rotwein an das Original?
Rotwein ist die Königsdisziplin. Man darf nicht erwarten, die gewohnte Komplexität eines Rotweins am Gaumen zu spüren. Man sollte alkoholfreie Getränke nicht mit dem vergleichen, was man sonst trinkt. Bei Weiß- wie auch bei Rotwein muss der Grundwein von guter Qualität sein. In der Regel wird den Weinen der Alkohol wieder entzogen, das funktioniert zum Beispiel bei Riesling gut. Ohnehin sind Weißwein und alles, was perlt, eine empfehlenswerte Wahl für Einsteiger*innen. Rotweine wie Pinot Noir oder Merlot, die etwas leichter sind, funktionieren auch gut. Oddbird, eine schwedische Marke, hat einen Merlot mit guter Balance aus Süße und Säure. Einem direkten Vergleich mit einem Merlot wird er aber nicht standhalten. Toll ist auch der spanische Terro Coma, der fruchtig leicht schmeckt und dezente Holznoten hat.
Am besten funktionieren insbesondere zum Einstieg Mixgetränke, sei es Aperol Spritz, Gin Tonic oder Cuba Libre. Bei Gin gibt es eine große Auswahl an alkoholfreien Sorten, denen teilweise der Alkohol entzogen wird oder die von vorneherein mit Wasser destilliert werden. Bei Gin spielen die zugefügten Botanicals eine tragende Rolle für den Geschmack. Pur würde ich diese trotzdem nur bedingt empfehlen. Die Qualität ist zwar hoch und auch der Herstellungsprozess aufwendig, aber es fehlt das Volumen, die Schärfe, die mit dem Alkohol kommt. Mein derzeitiger Lieblingsdrink ist ein Spritz mit Limoncello von Dr. Jaglas. Den kann man sogar pur auf Eis trinken. In Kombination mit einem unserer Spumante ist es eine perfekte alkoholfreie Alternative.
Du hast in deinem Null-Alkohol-Blog „10 gute Gründe, um nüchtern zu bleiben“ veröffentlicht. Was ist für dich der beste Grund?
Eigentlich ist Gesundheit der beste Grund – aber für mich ist es, nicht verkatert aufzuwachen. Ich finde, der Kater ist immer das Schlimmste, wenn man Alkohol getrunken hat.
Interview: Cynthia Blasberg
Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Desiree Kleiner