„Wie cool ist es bitte, zwischen den Boutiquen von Prada und Gucci ein Radrennen zu fahren?“
Das Radrennen „Rund um die Kö“ ist ein außergewöhnliches Highlight in Düsseldorf. Das weiß die Bike Community bis ins benachbarte Ausland − auch Maya Mokasay. Sie lebt in Amsterdam, arbeitet dort in dem Bike Store Ride Out und fährt seit neun Jahren Rennrad. Sie ist von dem Radrennen „Rund um die Kö“ so begeistert, dass sie dieses Jahr zum zweiten Mal extra nach Düsseldorf kommt, um daran teilzunehmen. Dafür ist sie sogar bereit, den Start der Tour de France in den Niederlanden zu verpassen. Wir haben mit Maya über die einzigartige Atmosphäre gesprochen, den Festivalcharakter entlang der Königsallee und gefragt, was sie als Radtouristin mit Düsseldorf verbindet.
Maya, wie kommt es, dass jemand aus den Niederlanden, dem Vorzeigeland des Radsports, für ein Radrennen nach Düsseldorf kommt?
Durch eine sehr besondere Begegnung mit Carsten Wien und Kerstin Kortekamp, die beiden Mitgründer*innen von Schicke Mütze. Im Dezember 2022 haben wir bei Ride Out in Amsterdam ein Bicycle Filmfestival organisiert, inklusive mehrerer Ausfahrten. Carsten und Kerstin haben beide daran teilgenommen. Zwischen den Rennen und den Filmaufführungen sind wir ins Gespräch gekommen. Sie haben mir begeistert von „Rund um die Kö“ erzählt und mich dazu eingeladen. Zunächst habe ich gar nicht weiter daran gedacht, bis ich ihnen auf Instagram gefolgt bin und die Posts zum Radrennen gesehen habe. Mein erster Impuls war: Das ist ja wirklich cool! Da will ich dabei sein!
Demzufolge hast du 2023 erstmals teilgenommen. Wie hast du das Düsseldorfer Radrennen empfunden?
Ich habe die Stadt sehr genossen. Es gab so viel zu sehen. Wir hatten fantastisches Wetter. Ich habe an Gruppenfahrten teilgenommen und am Sonntag war das Rennen. In Amsterdam kannst du vier bis fünf Mal die Woche ein Radrennen fahren, es gibt jedes Wochenende diverse Events. Aber sie sind kleiner, haben weniger Publikum und Rahmenprogramm. Dieses Jahr wollte ich befreundete Fahrerinnen aus Amsterdam zu „Rund um die Kö“ mitbringen. Aber leider startet die Tour de France am gleichen Wochenende – und zwar in den Niederlanden! Alle, die ich kenne und Rennen fahren, werden in Rotterdam sein, um das Frauenrennen zu sehen. Ich selbst werde ein paar Tage später hinfahren. Denn ich nehme erst an einem Rennen von „Rund um die Kö“ teil.
Was gefällt dir so gut an dem Radrennen auf der Kö?
Also, die Location spricht erstmal für sich. Wie cool ist es bitte, auf dieser tollen Straße mitten in der Stadt zwischen Boutiquen von Prada und Gucci ein Radrennen zu fahren? „Rund um die Kö“ ist ein großartiges Rennen, bei dem sehr viel los ist. Es ist super organsiert und bietet ein vielfältiges Rahmenprogramm. Es gleicht einem Festival. Die Musik, die vielen kleinen Stände … man bekommt köstlichen Kaffee und kann gemütlich bummeln. Was mich ebenfalls positiv überrascht hat: Passant*innen, die zufällig vorbeikommen, reagieren begeistert. Ich habe diese Atmosphäre nicht erwartet. Mein Enthusiasmus ist von Moment zu Moment größer geworden und ich wusste gleich: Das macht so sehr Spaß, ich komme wieder!
Was zeichnet die Radsport Community aus? Was ist so reizvoll?
Ich mag, wie sie Sportlichkeit mit Entspanntheit und Entdeckergeist verbindet. Der Vibe ist: Steig aufs Rad und fahr los! Fahr schnell, fahr langsam, fahr weit, fahr kurz – mach, was auch immer du willst. Das mag ich sehr am Radfahren: Du kannst es auf deine ganz eigene Art mit Leben füllen. Ich selbst bin Mitglied der Frauenrennradgruppe „No Ordinary Women“. Das Großartige an Frauen im Radsport ist: Wir batteln uns im Rennen, aber danach geben wir uns ein High Five und ermutigen jede Einzelne, das Beste aus sich herauszuholen. Man lernt in der Community tolle Menschen kennen. Bei „Rund um die Kö“ habe ich mit anderen Radrennfahrerinnen abgehangen und wurden quasi zu Freundinnen für einen Tag. Wir folgen uns seitdem gegenseitig auf Strava (Soziales Netzwerk für sportliche Aktivitäten. // Anm. d. Red.) und Instagram und teilen unsere Abenteuer auf dem Rad. Einige kommen dieses Jahr wieder nach Düsseldorf, da freue ich mich sehr drauf.
Wie schätzt du die Qualität des Radfahrens in Düsseldorf ein?
Ich habe bereits vor einigen Jahren eine Bike-Packing-Tour gemacht und Düsseldorf war einer unserer Stopps auf dem Weg. Ich mag die Infrastruktur für Fahrräder. Es ist sehr leicht, in die Stadt zu radeln, vor allem wenn man einen großen Fluss wie den Rhein hat. In der Stadt kann man sehr einfach navigieren. Ich hatte keine Angst im Verkehr, wie es in manchen anderen Städten der Fall ist, vor allem in den Niederlanden, wo sehr viel Radverkehr herrscht. In Deutschland scheinen mir Autofahrer*innen respektvoller und geduldiger zu sein. Die Straßen sind breiter, offener und weiträumiger.
Du arbeitest selbst in einem Fahrradladen. Was ist aus deiner Sicht das Besondere an Düsseldorfs Schicke Mütze?
Das Team von Schicke Mütze ist wirklich leidenschaftlich, wenn es ums Rad geht. Als wir uns kennengelernt haben, fragte ich Kerstin und Carsten, welche Fahrräder sie denn fahren. Sie sagten: „Hast du eine Stunde oder besser zwei? Wir besitzen rund 40!“.
Man will einfach in ihrer Nähe sein und mehr darüber wissen, was sie machen. Das überträgt sich auch auf die Kund*innen. Zunächst kauft man Teile oder lässt etwas reparieren. Dann trinkt man einen Kaffee und nimmt an einer ihrer Ausfahrten teil. Viele, die Rennen fahren, beenden die Fahrt mit einem Kaffee in dem Store. Dieses Community Feeling spricht für Schicke Mütze. Das Team steckt viel Zeit, Energie und Leidenschaft in das Geschäft. Deswegen kommen die Menschen gerne wieder.
Was gefällt dir an Düsseldorf?
Die Bahnverbindung von Amsterdam nach Düsseldorf ist sehr easy und schnell. Düsseldorf hat alles, was man von einer Stadt erwartet. Man kann shoppen, aber auch entspannt in der Stadt chillen. Es gibt wahnsinnig viel zu sehen auf kleinem Raum und man kann die Stadt wunderbar zu Fuß erkunden. Der Hofgarten ist wunderschön, die Kaffeekultur ist klasse. Düsseldorf ist eine perfekte Stadt für einen Wochenendausflug.
Weitere Informationen zu No Ordinary Women.
Text: Karolina Landowski
Fotos „Rund um die Kö“ von 2023: Kerstin Kortekamp