Rolf Buck trägt einen Overall mit bunten floralen Prints, einen melonenartigen Strohhut eine runde Hornsonnenbrille und hält ein Cocktailglas in der Hand, während er vor dem Schaufenster seines Stores Vaseline sitzt.

Queen of Wallstraße − Ein Interview mit Rolf Buck

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„Die Wallstraße ist für mich ein Stück Heimat.“

Provokant. Bunt. Fröhlich. Rolf Buck ist das Gesicht der Wallstraße – und in Düsseldorf ein berühmtes Unikat. Seit 25 Jahren führt der Set Designer und Stylist mit Vaseline an der Wallstraße einen der außergewöhnlichsten Stores der Stadt. Mit schrägen Wohnaccessoires, ausgefallenen Sonnenbrillen, Schmuck sowie exzentrischen Eigenkreationen. So schillernd wie sein Geschäft ist auch der Stil des 51-jährigen Düsseldorfers, der in der TV-Sendung „Die Deko Profis“ das Fernsehen aufmischt und auf der Suche nach Inspiration die ganze Welt bereist. Zuhause fühlt Rolf sich aber in der kleinen Straße inmitten der Altstadt. Uns verrät das kreative Multitalent seine persönlichen Geheimtipps.

Seit 25 Jahren gibt es deinen Store Vaseline an der Wallstraße. Was bedeutet dir dieses kleine Stück Düsseldorf?
Ich habe viele Jahre lang hier gewohnt, Freunde gefunden und die Liebe meines Lebens kennengelernt. Und wirklich einiges erlebt. Über die Zeit beobachtet, wie bekannte Geschäfte geschlossen und neue eröffnet haben. Meine beste Freundin und Mentorin, die Stylistin Karin van Noort lebt hier. Ich liebe es zu jeder Jahreszeit, in der Wallstraße anzukommen. Sie ist für mich ein Stück Heimat.

Die Straße liegt etwas versteckt. Selbst manche Düsseldorfer*innen kennen sie nicht. Wie würdest du die Wallstraße einem Fremden beschreiben?
Individuell, eigensinnig, gemütlich. Die Wallstraße ist ein Geheimtipp im Zentrum der Düsseldorfer Altstadt, für alle, die das Besondere suchen: Gute Restaurants, spezialisierte Boutiquen und nette Cafés. Es gibt sehr viele inhabergeführte Geschäfte, mit The Mintage und Vin Perium zwei Secondhand Stores und mit Hitsville den besten Plattenladen der Stadt. Und sogar einen Uhrmacher und einen Geigenbauer samt Werkstatt. Wo gibt es so etwas noch mitten in der Stadt? Im Vergleich zum Trubel der Altstadt, dem Carlsplatz und der Flingerstraße ist die Wallstraße sehr idyllisch.

Wie hat sich die Straße im Laufe der Jahre verändert?
Viele schöne Läden gibt es nicht mehr, etwa UIli’s Lederladen mit selbst genähten Ledertaschen und Army-Sachen – das war eine Institution. Oder das Schmuckgeschäft Karma. Wir alle hatten ein freundschaftliches, fast schon familiäres Verhältnis, das vermisse ich sehr. Es gab auch einen angesagten Electro Plattenladen, den berühmten Diesel Store an der Ecke und eine Gay Bar namens Wespennest. Dort habe ich früher an Karneval immer Touristen abgeschleppt. All diese Urgesteine gibt es hier nicht mehr, aber ich mag ja Gentrifizierung, und jetzt bekomme ich eben ein Pistaziencroissant gleich um die Ecke. (Lacht)

Deine schönste Erinnerung an diese Zeit?
Einmal stand dieser junge, hübsche Mensch in meinem Laden und ich habe meinen ganzen Mut zusammengenommen und ihn mit einem ziemlich blöden Satz angesprochen: „Bist du aus Hamburg?“. War er nicht. Aber er kam seitdem jeden Tag wieder und mittlerweile sind wir 20 Jahre zusammen. Raphael ist eine große Inspiration und tolle Unterstützung und hat sehr viel Ordnung in mein Leben und den Laden gebracht. Ein großartiger Geschäftsmann und gleichzeitig sehr kreativ.

Wem bist du auf der Wallstraße noch so begegnet?
Elke Heidenreich war mal bei Vaseline im Laden. Ich verkaufte damals Seifenblasenspender, die ich zuvor mit unanständigen Bildern beklebt hatte. Darüber hat sie sich beschwert, aber am Ende welche gekauft. Barbara Schöneberger kommt häufiger vorbei, mit ihr haben wir mehrfach zusammengearbeitet. Sie kommt stets ungeschminkt, damit sie nicht gleich erkannt wird. Bloß erkennen auch wir sie nicht mehr. (lacht) Der Bruder von Freddie Mercury ist einer unserer Kunden und erzähl gerne von seiner Jugend. Und Priscilla Presley war zwei Tage hintereinander da, mit ihren Bodyguards. Am ersten Tag hat sie sich nur umgeschaut, am zweiten Tag dann reichlich Schmuck gekauft.

Vaseline ist ein absoluter Kultstore. Nicht nur Prominente kaufen hier ein, Düsseldorfer*innen und Tourist*innen lieben deinen Laden gleichermaßen für das schräge Sortiment aus Interior, Kunstobjekten und Accessoires. Wie hast du angefangen?
Ich hatte früher einen Stand mit Secondhand-Kleidung auf dem Aachener Platz, suchte ein Ladenlokal und fand es schließlich in der Wallpassage. Im Oktober 1998 habe ich dann Vaseline eröffnet – auf nur 18 Quadratmetern, mit Secondhand-Kleidung und ein paar Wohnaccessoires aus den Seventies. Als es mir zu klein wurde, bin ich ein paar Häuser weiter in die Hausnummer 33 gezogen − eine große Garage, in der ich endlich auch Möbel verkaufen konnte. Danach ist Vaseline noch drei Mal innerhalb der Wallstraße umgezogen und schließlich seit einem Jahr im ehemaligen Schmuckgeschäft Karma. Dazu gehört unsere Pop-up Fläche gegenüber, in der alle drei Monate wechselnde Stores, Events und Ausstellungen Platz haben.

Nebenbei arbeitest du als erfolgreicher Set Designer und Stylist. Aktuell richtest du ein Hotel in Frankfurt ein. Was inspiriert dich und wie viel davon finden wir bei Vaseline?
Menschen inspirieren mich. Ich beobachte gerne Details an ihnen. Reisen interessieren mich. Schaufenster. Boutiquen. Großstädte. Flohmärkte. Alles, wo es etwas zu entdecken gibt. Ich bin stets auf der Suche nach Dingen, die mich begeistern oder die ich ungewöhnlich finde. Die trage ich dann zusammen. Ob Schmuck, Lampen, Sonnenbrillen oder Wohnaccessoires, ob neu, vintage oder selbstgebastelt: Alles, was ich bei Vaseline verkaufe, entspricht meinem eigenen Stil.

Seit zwei Jahren bist du deutschlandweit bekannt – als einer der Raumausstatter in der Sendung „Die Deko Profis“ auf VOX. Kommen mehr Leute, seitdem du die TV-Sendung machst?
Ja, mittlerweile drehe ich die dritte Staffel und es macht mir großen Spaß, kreative Kinderzimmer und Küchen einzurichten. Seit der Sendung kommen immer mal Fans vorbei und möchten, dass ich Dinge signiere, die sie im Laden kaufen. Letztens kam eine Frau extra aus Münster, hat eine Vase gekauft und bat mich „Rolf Buck liebt dich“ draufzuschreiben. Habe ich natürlich gemacht. Ich merke aber auch, dass Influencer*innen, die auf TikTok und Instagram Storys aus dem Laden veröffentlichen, eine ganz andere, junge Generation anziehen. Dazu haben wir sehr viele Tourist*innen unter unseren Stammgästen, die jedes Jahr wiederkommen.

Du bist also fast täglich auf der Wallstraße, wenn du nicht gerade als Stylist, Set-Bauer und Showstar um die Welt reist. Pflegst du hier ein bestimmtes Ritual?
Zuallererst versorge ich mich mit einem Kaffee bei der Rösterei Vier. Da gibt es sogar meine eigene Kaffeekreation namens „Rolf“: Einen doppelten Espresso mit Hafermilch. Das Besondere: Vorab wird die Tasse mit Karamellsauce eingerieben und es kommt genau ein Eiswürfel rein! Mehr nicht. Der Kaffee steht nicht auf der Karte, aber jeder kann ihn bestellen.

Wie schaltest du am Wochenende am liebsten ab?
Samstags nach Feierabend holen Raphael und ich uns einen Aperol Spritz bei San Leo gegenüber und oft essen wir dort was. Der Fischteller ist sehr frisch und extrem lecker. Raphael liebt den Rochenflügel. Als Vorspeise empfehle ich den Lachs oder Tuna Tartar. Aber auch die Pasta ist bei San Leo köstlich, vor allem die Teigtaschen mit Gorgonzola, Nüssen und Feigen.

Hast du noch mehr Tipps für uns?
Eine Zeit lang habe ich jeden Tag ein Eis von Pia gegessen, die gehören für mich als Verlängerung zur Wallstraße zu uns. Ich schwöre auf Eierliköreis und Spaghettieis mit Pistaziensauce. Gut ist auch die Pizza mit Sardellen, Kapern und Oliven bei La Candeletta. Wenn man draußen sitzt, fühlt man sich fast wie in Italien. Und die Schneiderei Wallstraße ist der Ort meines Vertrauens. Dort lasse ich meine gesamte Kleidung umnähen – und das in Mengen.

Was würdest du dir für die Wallstraße noch wünschen?
Es gibt ein Stück weiter bei der Rösterei Vier eine kleine verwunschene Kirche mit einem sehr hübschen Innenhof. Ich wünschte, dass dort etwas mehr passieren würde, etwa Konzerte oder Lesungen. Wahnsinnig toll fände ich auch ein Wallstraßenfest – mit Modenschau, Trödelständen und Gastronomie.

Wann ist es hier am schönsten?
Am Samstagnachmittag, wenn es warm ist, die Menschen durch die Straße schlendern und in den Restaurants und Cafés gemütlich beisammensitzen. Und natürlich in der Weihnachtszeit.

rolfbuck.de

Text: Karolina Landowski
Fotos: Kristina Fendesack

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