
Cyclingworld Europe – Macher Stefan Maly über Radkultur & Trends
Interview
„Wir haben uns über die Jahre als Leitmesse für feine Radkultur in Europa etabliert.“
Die Cyclingworld Europe hat sich als eines der wichtigsten Events rund ums Rad etabliert. Und Geschäftsführer Stefan Maly ist gerade ein sehr gefragter Mann. Kurz vor dem Start der Cyclingworld am letzten Märzwochenende auf dem Areal Böhler hat er sich Zeit für unsere Fragen genommen. Der umtriebige Maly hat im Radsportgeschäft schon so manchen Posten innegehabt, bevor er die Messe Cyclingworld aus der Taufe hob. Er hat selbst Räder verkauft, fuhr im Amateurbereich Rennen und betrieb einen der ersten Onlineshops für Fahrradteile. Daneben hat der gebürtige Düsseldorfer auch noch fast ein Jahrzehnt auf der Ratinger Straße gearbeitet und mit dem Les Halles einen Klassiker der Düsseldorfer Gastronomielandschaft mitbegründet.

Stefan, die Cyclingworld Europe in Düsseldorf hat sich als Messe für alles-rund-ums-Fahrrad fest etabliert. Aber wie ist sie eigentlich entstanden?
Die Idee zur Cyclingworld kam mir, als ich im Areal Böhler auf einer Modemesse war. Ich habe mich in die Hallen schockverliebt. In meinem Kopf sind direkt Bilder einstanden, dass man in den alten Industriehallen das Schönste und Coolste aus der Welt der Fahrräder und E-Bikes präsentieren könnte. Das Areal Böhler ist also der Ausgangspunkt der Idee. Gestartet sind wir 2017 mit rund 100 Aussteller*innen und haben uns über die Jahre als Leitmesse für feine Radkultur in Europa etabliert.
Was gibt es Neues in diesem Jahr und was erwartet die Besucher*innen?
Wir wissen, dass es auch in diesem Jahr wieder heiße Neuerscheinungen und Weltpremieren geben wird. Was das genau ist, kann ich aber nicht sagen, weil das die Hersteller bis kurz vor knapp geheim halten. Insgesamt werden rund 450 Ausstellende auf 18.000 Quadratmeter vertreten sein, dazu kommt mit der „Demoworld“ ein großer Außenbereich. Dort kann man Fahrräder testen und Probefahren.

Daneben gibt es noch ein Rahmenprogramm. Was erwartet uns dort?
Neu ist in diesem Jahr das erste Polo Turnier mit Lastenrädern! Eine Spieler*in tritt und lenkt, der/die andere sitzt vorne mit einem Schläger. Außerdem gibt es erneut viele Ausfahrten von Gravel über Rennrad bis hin zum Urban Art Ride durch Düsseldorf. Für Zuschauer*innen spannend sind sicher das Rundkursrennen Fixedgear Crit und das Cyclocross-Rennen in unserem Offroad-Gelände.
Radfahren, egal ob Gravel, E-Bike oder Lastenrad, ist ein absolutes Trendthema. Wie hat sich die Branche in den vergangenen Jahren entwickelt?
Wir hatten große Verwerfungen durch Covid, weil auf der einen Seite Lieferketten völlig auseinandergerissen wurden, es auf der anderen Seite aber eine große Nachfrage gab. Daher ist der Markt zurzeit sehr dynamisch, was auch wir merken. Wir haben in diesem Jahr erneut mehr Aussteller*innen aus allen Bereichen. Gravel, Rennrad, Mountainbike, Lastenräder, es ist für alle etwas dabei. Deshalb heißt unsere Messe Cyclingworld. Unser Ziel ist, die gesamte Bandbreite der Fahrrad- und E-Bike-Welt abzubilden. In der Fahrradbranche gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Herstellern und Produkten, wie man es sonst nur aus der Mode kennt.

Ein weiterer wichtiger Teil der Cyclingworld sind die Awards, die ihr in verschiedenen Kategorien verleiht.
Ja, unsere Awards sind eine Plattform für die Hersteller. In diesem Jahr wird es zum ersten Mal einen Publikumspreis geben. Über die weiteren neun Kategorien entscheidet eine Fachjury, in der zum Beispiel der Bahnradweltmeister und Olympiateilnehmer Stefan Bötticher sitzt. Bei der Entscheidung, wer die Awards bekommt, halten wir uns komplett raus, das überlassen wir der Jury und dem Publikum.
Wie bist du eigentlich in der Fahrradwelt gelandet?
Ich hatte bereits als Teenager, Mitte der 1980er Jahre, ein Mountainbike und bin durch den Aaper Wald gefahren. Nachdem ich einen Fernsehbericht über den Triathlon gesehen hatte, wollte ich das unbedingt machen. Es gab in Düsseldorf damals keinen Verein, deshalb bin ich in der Triathlonabteilung der TG Neuss gelandet. Nach ein paar Jahren habe ich mich aus dem Triathlon ausgeklinkt, weil das zu intensiv war. Stattdessen bin ich weiterhin Amateurradrennen gefahren. Ich bin auch darüber hinaus beim Thema Fahrrad geblieben und habe in der Fahrradbranche im Rheinland alles gemacht, was man machen kann: Außendienstler, eigene Fahrräder importiert, Einzelhandel. Ich kenne jede Facette der Fahrradbranche.

Schraubst du auch selbst an Fahrrädern?
Bis vor zehn Jahren konnte ich eigentlich alles selbst machen. Mit dem Einzug der Elektronik hat sich das aber geändert. Ich muss gestehen, da bin ich jetzt raus.
Wie sieht deine Stammrunde in und um Düsseldorf mit dem Rennrad aus?
Ich fahre gerne Richtung Osten aus Düsseldorf raus, durchs Neandertal Richtung Wuppertal nach Gruiten und wieder zurück. Das ist eine Runde mit circa 50 Kilometern. Und obwohl das gar nicht so weit ist, gibt es Abschnitte, wo man sich wie im Urlaub fühlt. Man sieht Fachwerkhäuser, Weiden mit Kühen, kleine Täler mit Bächen und fast keine Autos.

Das klingt wirklich schön. Und welches Alt trinkst du nach der Ausfahrt am liebsten?
Wenn ich die Auswahl habe Füchschen. Für mich als Kind der Ratinger Straße ist das der Ort, wo ich gerne bin. Als Student habe ich viele Jahre lang gleich nebenan im Einhorn gearbeitet.
Und zum Abendessen im Anschluss gehst du wohin?
Ich gehe eigentlich gar nicht so oft Essen. Vor kurzem war ich mit meinem Team bei Luang Prabang in Flingern. Das ist ein Laote, den es dort seit 25 Jahren gibt – eine Ewigkeit. Und der Laden ist immer noch sehr nett mit einem super Team.
Text: Clemens Henle
Fotos: Uwe Kraft & Pressefotos (s. Credit)