„Nach neuen Sängern suche ich gerne in Düsseldorfer Karaokebars.“

Der Japan-Tag zählt zu den größten japanischen Kulturfesten Europas. Und der japanischen Chor Düsseldorfs gehört fest zum Programm und probt fleißig seine Version von Das Altbierlied. Rund 20 Sängerinnen und Sänger stehen in einem schmucklosen Proberaum vor der Chorleiterin Yoshiko Hara. Immer wieder unterbricht sie die Probe und ermahnt den Chor auf den lang gezogenen Reim von „hier“ und „Bier“ zu achten. Dann setzt die Klavierbegleitung wieder ein und der Chor des japanischen Clubs singt den Düsseldorfer Gassenhauer Das Altbierlied – eine Strophe auf Japanisch, eine Strophe auf Deutsch.

Das Altbierlied zum Japan-Tag

Seit den bescheidenen Anfängen des Japan-Tag vor mehr als 20 Jahren gehört der Auftritt des japanischen Männerchors zum festen Rahmenprogramm und seit einigen Jahren werden die Herren von den Damen des Sakura-Chors unterstützt. Der krönende Abschluss ihres Auftritts ist Jahr für Jahr: die deutsch-japanische Version von Das Altbierlied. Frau Hara findet trotzdem Verbesserungspotenzial. Erst nach der sechsten Wiederholung ist die Chorleiterin mit dem lang gezogenen „hier“ und der Aussprache zufrieden. Die Stimmung im Keller des Japanischen Clubs bleibt locker. Mitten in Little Tokyo sind die Räumlichkeiten des Kulturvereins, der bereits 1964 gegründet wurde. Neben Konferenz- und anderen Mehrzweckräumen findet man eine Bibliothek, wo sich ein paar Mitglieder vor der Probe Bücher entliehen haben. Andere haben ihre Wochenendeinkäufe erledigt, es ist schließlich Samstag.

Japanische Geschäftsleute gründeten 1991 den Chor. Ihr Ziel war, den kulturellen Austausch zu fördern. Der Chorvorstand ist damals wie heute Thomas Takeda. Düsseldorf, rheinische Lebensart und Altbier treffen auf Karaoke, japanischen Lifestyle und Little Tokyo – die Essenz des japanischen Chors, aber auch für die japanische Community. Und Karneval gehört zum hiesigen Brauchtum natürlich dazu: „Wir treten an Karneval jedes Jahr verkleidet in der Brauerei Schumacher auf“, so Herr Takeda. Aber der Chor beschränkt sich nicht auf Auftritte in Düsseldorf. „Man kann uns auch beim Weinfest in Kochem an der Mosel erleben“, sagt Herr Takeda. Der Lohn: Mosel-Riesling.

Mittlerweile ist Herr Takeda, ehemaliger Geschäftsführer der Japanischen IHK, im Ruhestand. Düsseldorf hält er nach wie vor die Treue, nicht zuletzt ist er großer Fan der Hausbrauerei Schumacher. „Schumacher ist mein Lieblingsalt, im Stammhaus an der Oststraße bin ich Stammgast und gut mit der Besitzer*innenfamilie Schnitzler-Ungermann befreundet.“ Und wer das von sich behaupten kann, gilt als waschechter Düsseldorfer. Mehr kann man in der Landeshauptstadt nicht ankommen. Doch was macht Herr Takeda, wenn er seiner Heimat näherkommen will? „Dann gehe ich sehr gerne ins Restaurant Nagomi, das ist gemütlich und das Essen ist sehr authentisch japanisch.“

Authentisch japanisches Flair findet man auch in den Karaokebars rund um die Immermannstraße. „Nach neuen Sängern suche ich gerne in Düsseldorfer Karaokebars“, sagt Herr Takeda mit einem verschmitzten Lächeln. Besonders das Limelight im Untergeschoß des Hotel Clayton habe es ihm angetan. Wie der Chor wird auch das Repertoire aufgefrischt. Sang man früher Schumanns Mythen oder Oh, du wunderschöner deutscher Rhein, stehen nun Songs aus Animes auf dem Programm. Während unseres Besuchs probt der Chor The Cruel Angel’s Thesis aus der Anime-Serie Evangelion. Energisch dirigiert Frau Hara den Chor, zeigt Einsätze an und gibt kurze Hinweise, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden ist. Am Japan-Tag können sich Besucher*innen an der großen Bühne am Burgplatz selbst davon überzeugen.

Weitere Informationen zu den japanischen Chören unter Japanischer Club Düsseldorf.

Info

Am 24. Mai ist Japan-Tag. Am Burgplatz, Johannes-Rau-Platz, an der Immermannstraße und weiteren Orten findet ein abwechslungsreiches Programm rund um die japanische Kultur statt – von traditionellen Kampfkünsten über Musik- und Tanzaufführungen bis hin zu kulinarischen Erlebnissen und Mitmachaktionen.
Alle Informationen findet ihr unter Japan-Tag Düsseldorf/NRW.

Text: Clemens Henle
Fotos: Uwe Kraft