Die Liaison von Kunst und Mode

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Die Liaison von Kunst und Mode

Ein Treffen mit Hiroyuki Murase von Suzusan

Strike a pose – unter diesem Motto geht in Düsseldorf ein neues Festival für Kunst, Mode und Style an den Start. Vom 23. bis 25. Juli 2021 zeigen 15 Kunstgalerien 15 hochkarätige Kollaborationen zwischen Künstler*innen und Modedesigner*innen. Für eine kleine Sneak-Preview haben wir bei Hiroyuki Murase angeklopft, dem Initiator des Labels Suzusan, der im Rahmen des Festivals gemeinsame Sache mit dem Künstler Ralf Brög gemacht hat.

Du hast anlässlich von Strike a Pose eine Kollaboration mit dem Düsseldorfer Künstler Ralf Brög eingefädelt. Wiehast du dich als Modedesigner seinen Arbeiten angenähert?

Ralf Brög hat mir seine abstrakten, grafischen Arbeiten gezeigt, die er derzeit bei Petra Rinck ausstellt. Ich habe daraufhin die Idee entwickelt, seine Formensprache mittels der Shibori-Färbetechnik auf Textilien zu übertragen – unter anderem auf eine in Japan gewebte Kaschmirdecke, aber auch auf verschiedene Kaschmirpullover.

Was hat man sich unter Shibori vorzustellen?

In Fachkreisen wird die Shibori-Technik Reservierungsfärbung genannt, ihre Ursprünge reichen in meinem japanischen Heimatdorf Arimatsu bis ins 8. Jahrhundert zurück. Die Stoffe werden vor dem Färben partiell abgedeckt, abgebunden, gefältelt, gewickelt, gepresst oder genäht, so dass die Farbe nicht überall eindringt und sich Muster ergeben. Shibori zählt rund 200 verschiedene Unterdisziplinen, die auch miteinander kombinierbar sind und ein fast unerschöpfliches Universum an Dessinierungen eröffnen.

Wie wird die Decke aussehen? Wird sie ein Gebrauchsgegenstand oder eher ein Kunstwerk sein?

Analog zu Ralfs Entwürfen wird die Decke ein schwarzes Oval mit weißen Punkten zeigen. Zunächst wird sie in der Galerie wie ein Kunstwerk gezeigt werden – das ist eine schöne Gelegenheit für mich, meine Arbeiten in einen Kunstkontext einzubetten.

Du hast ja selbst an der Düsseldorfer Akademie Bildhauerei und Architektur studiert. Dann aber hast du ein Modelabel gegründet. Warum?

Ich lebte schon einige Jahre in Deutschland, als mich mein Vater 2006 bat, ihn zu einer Stoffmesse nach Großbritannien zu begleiten. Ich wollte ja eigentlich Künstler werden, aber als ich miterlebte, wie begeistert die Arbeit meines Vaters auf dieser Messe und überhaupt in Europa aufgenommen wurde, habe ich die Textilien, die ich seit meiner Kindheit kannte, mit anderen Augen gesehen. Mein Vater, der sein ganzes Leben mit der Shibori-Technik gearbeitet hat, hat mich selbst nie gefragt, ob ich ihm nachfolgen möchte. Vermutlich hat er nicht daran geglaubt, dass Shibori noch eine Zukunft hat. Kein Wunder: Von ursprünglich mehr als 10 000 Handwerkern waren in unserem Dorf schließlich nur noch 200 übrig – und er war, mit knapp 60, einer der jüngsten. Nach der Messe hatte ich den Wunsch, unsere Familientradition fortzuführen. Und so habe ich gemeinsam mit meinem Mitbewohner Christian Dietsch, einem Betriebswirtschaftler, Suzusan gegründet. 

In Düsseldorf kann ich mich im Handumdrehen informieren, was in der High Fashion gerade angesagt ist. Da genügt ein kleiner Spaziergang auf der Kö und bin im Bilde – dazu muss ich nicht nach Paris fahren.

Mit großem Erfolg! Ihr habt internationale Kunden, und große Modehäuser möchten mit euch zusammenarbeiten. Vermisst du die Kunst manchmal dennoch? 

Schon. Zwar bezeichnen viele Leute das, was wir machen, bisweilen auch als Kunst. Für mich gibt es da aber einen klaren Unterschied. Beim Design denke ich an die Wünsche meiner Kunden, bei Kunst habe ich alle Freiheiten. Ich bin sehr froh und glücklich über die Entwicklung von Suzusan, vermisse die Kunst aber trotzdem manchmal.

Was macht Düsseldorf für dich zur idealen Homebase?

Nun, da gibt es einiges. Zum einen leben in Düsseldorf viele Künstler*innen, Musiker*innen und Designer*innen. Dann ist Düsseldorf Modestadt, was mir sehr zugutekommt. So kann ich mich beispielsweise im Handumdrehen informieren, was in der High Fashion gerade angesagt ist. Dazu genügt ein kleiner Spaziergang auf der Kö. Ich schaue bei Prada, Jil Sander und Hermès vorbei und bin im Bilde – dazu muss ich nicht nach Paris fahren. Drittens ist Düsseldorf eine entspannte Stadt, in der ich fast alles mit dem Fahrrad erledige. Und ein weiteres Argument, hier zu leben: das japanische Essen, das ich hier bekomme. Und ich spreche nicht nur von den Restaurants, sondern auch von der großen Auswahl an Zutaten, die meine Frau und ich zum Selberkochen einkaufen.

Wir sind natürlich gespannt zu hören, wo die japanische Küche am authentischsten ist. Würdest du uns verraten, wo du essen gehst?

Das Nagomi auf der Bismarckstraße hat fantastisches Sushi, aber auch darüber hinaus eine sehr gute Auswahl. Im Soba-An auf der Klosterstraße esse ich gern Nudelsuppen. Auch toll und etwas abseits von ‚Little Tokyo‘ sind das Dontak auf der Behrenstraße in Flingern und das Rika an der Grafenberger Allee. Beide sind den Abstecher aus der Innenstadt unbedingt wert!

Fotos: © Robin Hartschen/THE DORF


Hiroyuki Murase und seinen Store findet ihr auf der Ronsdorfer Straße 77a in Flingern. Und wer ihn während des Strike a Pose Festival besuchen möchte, findet hier weitere Informationen.

Das Strike a Pose Festival findet 2023 vom 02. bis 04. Juni statt.

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