Sechs Ausstellungen der DC Open, die ihr gesehen haben müsst

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Sechs Ausstellungen der DC Open, die ihr gesehen haben müsst

Offen für die Welt der Kunst? 

Die Kunstszene im Rheinland ist weltberühmt. Insbesondere im September, wenn die neue Ausstellungssaison beginnt, jagt hier ein Kunstevent das nächste. Fest in den Kalender der Szene eingeschrieben sind die DC Open, der Galerienrundgang in Düsseldorf und Köln, der sich mit der kommenden Auflage zum 14. Mal jährt. Vom 3. bis 5. September zeigen 56 Galerien, Museen und Off-Spaces beider Städte ihre Ausstellungshighlights des Jahres. Anderthalbstündige kostenlose (!) Galerietouren führen in kleinen Gruppen mit maximal zehn TeilnehmerInnen zu den spannendsten Kunstorte der beiden Metropolen und lassen sie diese erkunden. Neugierig geworden? Die Preview aller teilnehmenden Galerien beginnt am Freitag, den 3. September, ab 13 Uhr und geht bis in den Abend um 21 Uhr. Am Samstag haben die Galerien von 13 bis 19 Uhr geöffnet, am Sonntag von 13 bis 17 Uhr. Wir haben sechs Düsseldorfer-Highlights der DC Open für euch herausgefiltert.  

Ando Future Studios 

Dort, wo der japanische Stararchitekt Tadao Andō in den kommenden Jahren ein neues Wahrzeichen für Düsseldorf errichten wird, ist schon heute Aufregendes im Gange: Denn das künftige Baugelände im Norden der Stadt ist Deutschlands größtes Zwischennutzungsprojekt: Die Ando Future Studios, so der Interims-Name des Ortes, versprechen interdisziplinäre Begegnungen innerhalb der Kreativszene. Im Rahmen der diesjährigen DC Open wird es auf dem neuen Kultur-Campus gleich drei Kunstausstellungen geben. Darunter die erstmalig in Düsseldorf gezeigte Videoinstallation „Eurydice“ (2018) von Kandis Williams, die Bestandteil der fünftägigen Kunstintervention „Out of Space – Düsseldorf Variation“ der Julia Stoschek Foundation ist. Williams thematisiert in ihrer Zweikanal-Videoinstallation die Unsichtbarkeit schwarzer Körper in der Gesellschaft. Daneben wird mit „Solid with a Chance of Æroscaping“ den Ando Future Studios-Resident Artists Daria Nazarenko, Aurel Dahlgrün und Tomas Kleiner eine Bühne geboten. Das zentrale Werk, eine Kooperationsarbeit aller drei KünstlerInnen, greift die Historie des Standortes auf und bezieht zurückgebliebene Anlagesysteme des kommerziell genutzten Geländes, auf dem sich einst ein Autohaus befand, als industrielle Artefakte mit ein. Last but not least zeigt die ukrainische Fotografin Vera Blansh mit „Aftertime“ eine Fotodokumentation des Krieges. Eigentlich ist Blanshs Spezialgebiet die Mode, in dieser Ausstellung jedoch dokumentiert sie in berührenden Schwarzweißfotografien den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. 

Galerie Max Mayer 

„Wie du mir, so ich dir“, auf Englisch „tit for tat“, ist ein Prinzip der Spieltheorie. Und es ist der Titel einer Ausstellung in der Galerie Max Mayer im Schmela Haus, für die die Künstlerin Maximiliane Baumgartner eine neue Werkserie entwickelt hat. Baumgartner beschäftigt sich in ihren Bildern und Installationen mit den Verflechtungen zwischen Philanthropie und Kunstmarkt, damit einhergehenden neoliberale Zusammenhängen sowie dem erstarkenden Interesse des Kunstmarkts an Pädagogik. Für die aktuelle Ausstellung arbeitete sie unter anderem mit H-Pflastersteinen und stellte so eine Verbindung zwischen dem von Aldo van Eyck 1971 entworfenen Schmela Haus und den Spielplätzen her, für dessen „Neuerfindung“ der Niederländer berühmt ist. Dass Baumgartner mit ihren Arbeiten situativ auf den Ort der Ausstellung reagiert, ist nicht neu. Im Fall des Schmela Hauses ist es jedoch besonders spannend. Der Galerist Max Mayer ist hier 2020 eingezogen. Das enge mehrstöckige Haus gilt als Deutschlands erstes Galeriegebäude, das 1971 als kombiniertes Galerie- und Wohngebäude für den seinerzeit sehr einflussreichen Galeristen Alfred Schmela erbaut wurde. Insofern sind nicht nur die Ausstellung von Maximiliane Baumgartner, sondern auch der Ausstellungsort ein Must für Kunstinteressierte. 

Kunst & Denker 

Der Stopp in der Galerie von Rainer Kunst und Meike Denker wird zum ganzheitlich sinnlichen Kunsterlebnis. Denn neben den ausgestellten Arbeiten ist es die lyrische Soundarbeit „The Fruit Changes, the Garden Remains“ der Künstlerin Klara Kayser, die die BesucherInnen für sich einnimmt. „Dreams, Return“ ist Klara Kaysers erste Einzelausstellung bei Kunst & Denker Contemporary und verwandelt die Galerie in einen sinnbildhaften Garten, in dem die tägliche Reizüberflutung ein Ende findet und sich die Aufmerksamkeit der BetrachterInnen auf ihr eigenes Innere lenkt. In Klara Kaysers multidisziplinären Arbeiten, die phonetische und fotografische Elemente mit Kunststoffen und Keramiken in einen unerwarteten Kontext setzen, verschmilzt konkret Sichtbares mit Träumen und Erinnerungen. „DREAMS, RETURN!“ fordern beispielsweise die aus Blütenblättern geformten Worte auf der Fotografie „come back to me“. In der vierteiligen Reihe „The Fruit Changes, the Garden Remains“ sind die von Kayser verfassten Gedichte nur bei Dunkelheit visuell erfahrbar: Als weißer Siebdruck auf reflektierender Klebefolie wirken die Arbeiten bei Tageslicht wie monochrome Flächen. Im Dunkeln jedoch taucht eine schwarze Schrift auf neonleuchtendem Grund auf.  

Galerie Konrad Fischer 

Die Arbeit der Düsseldorfer FotografIn Bernd und Hilla Becher sind weltweit bekannt. Neu jedoch ist, dass ein Baustoff im Zentrum einer ihnen gewidmeten Ausstellung steht. Mit 39 großformatigen Einzelbildern und zwei beispielhaften Typologien rückt „Beton“ in der Galerie Konrad Fischer die von Bernd und Hilla Becher fotografierten Industriebauten in den Fokus, die maßgeblich aus Beton gebaut wurden. Die Schau zeigt sowohl die Vielfalt der industriellen Formenwelt des Becherschen Werks als auch die enorme Vielseitigkeit des Baumaterials, dessen Massivität nicht nur an mittelalterliche Trutzburgen und Bunker erinnert, sondern auch offene schlankgliedrige Turmbauten möglich werden lässt. Ebenso wie die berühmten Bechers sind ihre lebenslangen Freunde und WeggefährtIn Dorothee und Konrad Fischer nicht aus der internationalen Kunstszene wegzudenken. Als sie im Oktober 1967 in einem kleinen Raum in der Düsseldorfer Neubrückstraße mit der ersten Ausstellung Carl Andre präsentierten, waren Minimal Art und Konzeptkunst nahezu unbekannt in Europa. Nachfolgend hatten Avantgardisten wie Richard Long, Bruce Nauman, Sol LeWitt, On Kawara, Lawrence Weiner, Hanne Darboven und Robert Ryman ihre ersten europäischen Auftritte bei dem Kunsthändlerpaar, dessen Pioniergeist die Rezeption von Kunst in Deutschland entscheidend beeinflusste. Auch hier also gilt wie im Fall von Max Mayer: Ein Besuch lohnt sich gleich doppelt.  

Benden & Ackermann 

Kaum ein Paar der Kunstwelt hatte eine größere auratische Präsenz als Christo und Jeanne-Claude und wer einmal eines ihrer Werke in Natura erleben durfte, kann sich glücklich schätzen. Denn das Erlebnis dauerte nie länger als zwei, drei Wochen. Dann fielen die Hüllen vom Berliner Reichstag, verschwanden das rosafarbene Polypropylengewebe der „Surrounded Islands“ vor Miami und die schwimmenden Stege im Iseo-See. „Niemand kann diese Projekte kaufen, niemand sie besitzen, niemand Eintritt verlangen“, sagte Christo, der gerne damit kokettierte, dass seine Ideen vollkommen „useless“, nutzlos, wären. Es gab in der Tat keinen praktischen und keinen wirtschaftlichen Nutzen, nur die Kühnheit des Gedankens: „Unser Werk handelt von Freiheit“, stellten die beiden mit Stolz fest. Die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit der Attraktionen war Teil ihrer Schönheit. Geblieben sind der Nachwelt jedoch eine Fülle von Zeichnungen, Grafiken, Fotografien, Collagen, die zum Teil schon während der Planung entstanden. Diese kleinen Werke berühren ihre Betrachter als künstlerische Erinnerung an phänomenale Ereignisse und sind in Düsseldorf in diesen Tagen gleich zweimal zu sehen. Zum einen zu den DC Open in der Galerie Benden & Ackermann und zum anderen eröffnet nur wenige Tage später eine umfassende Schau im Kunstpalast. Dort zeichnet die Ausstellung die kunsthistorische Entwicklung von Christo und Jeanne-Claude seit Mitte der 1950er Jahre bis heute nach und stellt das in Frankreich entstandene künstlerische frühe Schaffen im Kontext mit Arbeiten von WeggefährtInnen vor. 

Da in die Front 

Ein weiterer Hochkaräter im Programm der DC Open ist Richard Deacon, Träger des Turner Prize, der in einer Ausstellung im temporären Ausstellungsraum Da in die Front auf der Birkenstraße eine Zeichnung, sechs neue Skulpturen und Drucke zeigt. Die Gruppe der Edelstahlskulpturen, die jeweils auf einem eigenen Ständer ausgestellt sind, erinnern an verlassene Schuhe oder Fußabdrücke und stehen im Zusammenhang mit Deacons Verweise auf Fährten und Spuren als Zeugnissen ihrer jeweiligen Zeit. Insbesondere die versteinerten Fährten von Menschen und Tieren dienten dem Waliser als Inspiration. „Die Skulpturen schienen sowohl Objekt als auch Spur zu sein“, sagt Deacon, der von 2009 bis 2015 als Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf lehrte, über seine hier gezeigten Arbeiten. Dass sich der Superstar Deacon, der 2014 in der Tate Britain eine große Retrospektive hatte und weltweite Auftragsarbeiten im öffentlichen Raum realisierte, in einen gut versteckten Hinterhof in Düsseldorf-Flingern begibt, spricht für ihn – und für den Ausstellungsmacher. Der Bildhauer Matthias Grotevent ist Urheber des Konzept-Raums Da in die Front und formuliert hier eine neue Art der Interaktion. Da an die Front ist sein ganz persönlicher Ansatz, um in einen kollegialen Dialog zu treten, wobei die Statue die Schnittmenge der gezeigten Arbeiten verschiedener KünstlerInnen bildet. Unser Geheimtipp!  

Titelbild: Da in die Front; Richard Deacon, Shroud, 2018, ink and pencil on paper, 21 x 54 cm, photo: Richard Deacon

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