Foto: Medienkunst, man sieht die Künstlerin SOFF vor der Kunstakadmie stehend in einem Fantasyoutfit.

250 Jahre Kunstakademie Düsseldorf – Aus Sicht der Künstlerin SOFF

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Ein Kosmos mit unzähligen verschiedenen und doch gleichwertigen Realitäten

Die Kunstakademie Düsseldorf ist 250 Jahre, anders gesagt: ein Viertel Jahrtausend alt geworden. Künstler*innen von Weltrang wie Gerhard Richter und Katharina Sieverding gingen hier ein und aus. Doch wie fasst man ein unfassbares Jubiläum zusammen? Sophie Ramirez, Studentin an der Kunstakademie, hat darauf eine Antwort. Ihre Arbeiten drehen sich um das Phänomen „Mensch“, den Sophie reizvoll und absurd zugleich findet. Werk und Künstlerin treten als SOFF in Erscheinung, wobei ein besonderer Fokus auf den Beziehungen zwischen Natur, Kultur und Technologie liegt. Als eine Art anthropologische Feldforschung beschreibt Sophie Ramirez ihren Ansatz und erklärt: „Mein Leben als Individuum betrachte ich dabei als Forschungsinstrument und Experimentierfeld.“ Wir freuen uns, mit euch SOFFs Beitrag zum Jubiläum der Kunstakademie teilen zu dürfen.

Foto, Medienkunst: Akademie in Großaufnahme
Kunstakademie, Gebäudefassade.

Nach einem Vierteljahrtausend immer noch ein Mysterium

Die Kunstakademie Düsseldorf feiert dieses Jahr ihr 250-jähriges Jubiläum.
Eine sagenumwobene Institution, an der international erfolgreiche Künstler*innen studiert und gelehrt haben. Jedes Jahr nehmen um die 40. 000 Besucher*innen am Rundgang durch die Ateliers teil und erzählen davon als Erfahrung echter Freiheit. Seit Beginn meines Studiums fühle ich mich dort wie Harry Potter in Hogwarts, aber bis heute weiß ich nicht genau, wie ich auf die Frage antworten soll, was die Kunstakademie Düsseldorf eigentlich ist.

Künstlerin in ihrem Atelier, Soff steht auf einer Leiter an die Wand gelehnt.
Atelierszene am Arbeitsplatz der Studentin Juliana Paek.

Zwischen Normalität und Verrücktheit lebt Kunst

Theoretisch ist die Kunstakademie Düsseldorf eine staatliche Hochschule, an der man Kunst
studiert: Baukunst, freie Kunst oder Kunst auf Lehramt. Im ersten Jahr noch bevor man einen Schwerpunkt hat, nutzt der so genannte Orientierungsbereich eine ganze Etage des Rheinflügels als Gemeinschaftsatelier. Im Anschluss sind die Studierenden bei einem/einer Professor*in in einem Klassenverbund. Mit Lehrkräften und Kommiliton*innen werden Ausstellungen besucht, Themen von Froschlaichkonsistenzen über transversale Ästhetik bis hin zu Takotsubo-Kardiomyopathie diskutiert und in Kolloquien Arbeiten von Studierenden reflektiert. Neben den Klassentreffen werden Vorlesungen und Seminare zur theoretischen Auseinandersetzung mit Kunst angeboten und in den Werkstätten, wie zum Beispiel für Metallarbeiten oder Fotografie, können Techniken im Umgang mit Materialien erlernt und weiterentwickelt werden. Die künstlerische Arbeit, in der alles zusammengeführt wird, findet in der inspirierenden Atmosphäre der Atelierräume statt, die allein schon mit einer Deckenhöhe von sechs Meter beeindrucken. Dort manifestiert sich mittels unterschiedlicher Medien und Formen die künstlerische Arbeit der Studierenden.

Soff steht vor einem Relief.
Replik des Pergamon Altarreliefs im Skulpturengang der Kunstakademie. Malerei auf Kleid von Ramon Quenders.

Ein Ort, an dem Geschichte wächst

Seit 1773 fungiert die ursprünglich als „Kurfürstlich Pfälzische Academie der Maler-, Bildhauer- und Baukunst“ betitelte Ausbildungsstätte für künstlerisches Schaffen als Schutzraum für kreative Entwicklung und als ein Elternhaus für die Freiheit von Kunst. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich dort in der Gattung der Historienmalerei eine eigene Form von Erzählung, die der Akademie zu weltweiter Anerkennung verhalf. In den 1970er Jahren löste Joseph Beuys einen Skandal als Professor für freie Kunst aus, weil er über 700 Studierende in seine Klasse aufnahm und mit ihnen als Reaktion auf Mahnungen des Ministeriums das Sekretariat besetzte. Aber nicht nur eine Historie an künstlerischen Innovationen und gesellschaftlicher Aufmerksamkeit zeichnet die Kunstakademie Düsseldorf aus, sondern vor allem die prestigeträchtigen, internationalen Erfolge von Alumni und (ehemaligen) Professor*innen wie Sigmar Polke, Gerhard Richter, Katharina Grosse, Andreas Gursky und Isa Genzken untermauern das Renommee.

SOFF in einer Medienkunstausstellung
Stadtbild-Collage

Tiefe Wertschätzung für völlige Irritation

Oft wird von der Akademie auch als Herz Düsseldorfs gesprochen, da sie maßgeblich zu der
Identifikation und Rezeption Düsseldorfs als Kunststadt beiträgt und an die Altstadt grenzend, sehr zentral gelegen ist. Selbst Bürger*innen, die sich nicht als kunstaffin beschreiben und selten ins Museum gehen, besuchen jährlich den kostenlosen Winterrundgang, bei dem Studierende ihre Arbeiten in den Atelierräumen zeigen. Die besondere Ausstellungssituation, die sich über fünf Tage erstreckt und das Gebäude kurzzeitig in einen öffentlichen Schauplatz für absurde Experimente, grandiose Ambitionen und bedingungslose Eigenheit verwandelt, begeistert die Stadt jedes Jahr aufs Neue für Kunst. Die Akademie zieht aber auch überregional Besucher*innen des Rundgangs und Bewerber*innen für ein Studium an. Die Strahlkraft der Institution reicht in Form von Diskussionen, Aufregung und Freude über die dort kultivierte künstlerische Freiheit weit über die Stadt hinaus und trägt ihren kreativen Geist in die Welt.

SOFF in einer weiteren Ausstellung.
Wandbild der Klasse von Prof. Katharina Wulff im Kulturbahnhof Eller.
Der QR-Code im Foto führt zu den Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums der Kunstakademie Düsseldorf.

Ein endloses Spiel zwischen Form und Freiheit

Zum 250-jährigen Jubiläum wurden viele völlig unterschiedliche, von Studierenden konzipierte Projekte realisiert, die sich der Gestalt, Historie und Bedeutung der Kunstakademie Düsseldorf widmen. Die Events und Ausstellungen finden sowohl in kulturellen Einrichtungen als auch in öffentlichen Räumen statt und sind im Veranstaltungskalender des Jubiläums übersichtlich dargestellt. Ich persönlich erlebe die Kunstakademie Düsseldorf als einen komplexen, gestaltwandelnden Körper, der sich in einer völlig unverständlichen, magischen Weise an eigene Bedürfnisse und Charakterzüge anpasst. Sie verhält sich wie ein Kosmos mit unzähligen verschiedenen und doch gleichwertigen Realitäten, in dem die Freiheit der Entwicklung eine Schwerkraft bildet. Also wie könnte ich die Kunstakademie Düsseldorf definieren, ohne meiner Erfahrung von ihr zu widersprechen? Das Einzige, was ich sagen kann, ist, dass sie als Kulturstätte von unerschöpflichem Potenzial eine wertvolle Anomalie in der Menschenwelt darstellt und ich sehr dankbar bin, dort studieren zu dürfen. #Longliveart!

kunstakademie-duesseldorf.de

Konzept, Text & digitale Bildbearbeitung: Sophie Ramirez / SOFF
Fotos: Marina Kiga

Tipp: Folgt uns auf Instagram! Dort seht ihr die kommenden zwei Wochen Reels von SOFF zum 250-jährigen Jubiläum der Kunstakademie Düsseldorf.

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