Bunte Wand, an der transparente Boxen mit Sneakern ausgestellt sind.

Sneaker – Die Ausstellung im NRW-Forum

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„My Adidas and me close as can be“ – Run D.M.C.

Schlicht und ergreifend Sneaker heißt die aktuelle Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf. Zu sehen sind der legendäre Nike Mag aus dem Film „Zurück in die Zukunft“, der Air Jordan 1 von 1985 bis hin zum Adidas Lego Superstar. Neben der Ausstellung bietet das NRW-Forum Workshops wie „Customize your Sneaker“ oder „Design und Nachhaltigkeit?!“. Ein Muss für echte Sneakerheads.

Customized High Top von Nike.
Der Nike Blazer Mid 77 customized von Ruohan Wang. (Foto: Louis-Shaw, @inorderof)

Time Warp: Joschka Fischer wird im Dezember 1985 als erster grüner Minister der hessischen Landesregierung vereidigt. Der Skandal: Er trägt weiße Turnschuhe − nicht etwa Sneaker oder gar weiße High Tops von Nike. Diese Spezifikationen sind Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts belanglos. Die weißen Turnschuhe, von Fischer bewusst ausgewählt und nur zu dieser einen Gelegenheit getragen, sind ein Zeichen der Rebellion, eine Referenz an die Student*innenbewegung der 1968er Jahre und ein Stinkefinger in Richtung der etablierten Parteien.

Aufschlag Sneaker

Okay Boomer, könnte man diese Anekdote abschmettern. Wäre aber schade. Denn es liegen Welten zwischen den Begriffen Turnschuhe und Sneaker. Letztere werden zu jedem Anlass von Business bis Hochzeit getragen. Und durch die Verknappung besonderer Modelle in limitierten Editionen sind Sneaker zur Kapitalanlage geworden. Anhand der Entwicklung des Sneaker-Marktes lässt sich ablesen, wie sich unser Bezug zu Mode, Trends und Styles grundlegend verändert hat. Die Ausstellung Sneaker im NRW-Forum dokumentiert den Status und setzt sich differenziert mit dem Phänomen auseinander.

Menschen in einem Raum, in dem Sneaker ausgestellt sind.
Ein Ausstellungsraum ist Heritage-Modellen gewidmet. (Foto: Anne Orthen)

Ein überdimensionierter Schuhkarton bildet den Eingang zur Ausstellung, darin wird der original Nike Mag aus „Zurück in die Zukunft“ in Szene gesetzt. Darüber hinaus ist das in limitierter Edition erschienene Modell mit automatischer Schnürung und LEDs zu sehen. Die limitierte Edition gilt bis heute als teuerste weltweit. Der 2016 gelaunchte Nike Mag wurde laut der Resell-Plattform StockX zuletzt (02/2024) für 71.052 Euro verkauft. Im weiteren Verlauf der Ausstellung darf der Adidas Superstar nicht fehlen. 1970 wurde er als Basketballschuh lanciert. Durch die popkulturelle Decke ging das Sneaker-Modell 1986, nachdem Run D.M.C. den Song „My Adidas“ herausbrachten.

Ein Modell, 20 Farbvariationen

Der Herzschlag einiger Sneaker Freaker dürfte beim Anblick der vollständigen Serie des Air Jordan 1 von 1985 in allen 20 Farbvarianten kurz aussetzen. Die meisten ausgestellten Modelle sind ungetragen und im Besitz von Sammler*innen. Selbstverständlich sind Sneaker aus zahlreichen Kooperationen mit Labels wie Louis Vuitton zu sehen, aber auch von Local Hero Afew, dem Düsseldorfer Sneaker Store. Gemeinsam mit Asics entwickelte Afew das Modell „Koi“ − eine Referenz an Düsseldorfs Little Tokyo. 2012 veranstaltete der Store gemeinsam mit Asics zum Japan Tag ein Event. Aus der Kooperation ging der Gel-Lyte III „Koi“ hervor, der von den klassischen Farben eines japanischen Koi-Karpfens inspiriert ist.

Adidas Sneaker aus Lego gebaut.
Der Adidas Superstar in Kooperation mit Lego.(Aus dem Adidas-Archiv; Foto: Anne Orthen)

„Heute ist ein regelrechter Hype rund um Sneaker zu beobachten, der im Hauptteil der Ausstellung fokussiert wird. Marken starten Kollaborationen mit Stars und Künstler*innen, internationalen Brands oder auch Designer*innen wie Virgil Abloh und Ruohan Wang (s. Infos unten). Außerdem kommt es immer wieder zu ungewöhnlichen und überraschenden Kooperationen – wie mit Lego, Ben & Jerry‘s, Star Wars oder Tiffany“, so Kuratorin Alina Fuchte. Doch nicht alles dreht sich um Kollaborationen und Brands wie Nike und Adidas. Futuristische Designs mit innovativen Technologien wie 3D-Druck und Auto-Lacing sind ebenfalls Teil der Ausstellung sowie konsumkritische und ressourcenschonende Ansätze präsentiert werden.

Ein steril wirkender Raum, in dessen Mitte vertikal eine lange, transparente Röhre runterhängt, in der Sneaker zu sehen sind.
Neue Technologien und innovative Materialien für eine (bessere) Zukunft. (Foto: Anne Orthen)

Denn nicht zuletzt nach Recherchen und Berichten wie der „Sneakerjagd“ von Flip (ein Verbund von Redakteur*innen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Greenwashing aufzudecken) ist klar, dass Nachhaltigkeit und soziale Verträglichkeit definitiv nicht zu den Standards konventioneller Sneaker-Brands zählen. Das französische Label Veja ist die mit Abstand bekannteste Sneaker-Marke, die als nachhaltig gilt. Aber auch in Deutschland tummeln sich Labels wie Genesis, Nat-2 oder EKN Footwear aus Frankfurt, die seit über zehn Jahren nachhaltige Schuhe, in erster Linie Sneaker, herstellen. Am 11. April ist Marek Bäuerlein, Creative Director bei EKN, zu Gast und gibt einen Workshop (kostenfrei!) zum Thema nachhaltige Schuhproduktion.


Ruohan Wang

Die in China geborene Künstlerin und Designerin Ruohan Wang lebt in Berlin. Ihre Arbeiten umfassen vor allem Malerei, Illustration und Modedesign.
ruohanwang.com

Virgil Abloh

Der Mode- und Möbeldesigner Virgil Abloh hat mit seinem von Street Styles und Hip-Hop-Kultur geprägtem Design die High Fashion-Szene geprägt, insbesondere als einer der wenigen weltweit bekannten afroamerikanischen Designer. Er ist bekannt für sein Label Off-White und seine Position als Chefdesigner bei Louis Vuitton, wo er seit 2018 tätig war. Im November 2021 verstarb Abloh im Alter von 41 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.

nrw-forum.de

Text: Cynthia Blasberg
Fotos: Presse (Mit freundlicher Genehmigung des NRW-Forum.)

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