Sechs Feinkostprodukte, die glücklich machen
Nur für gute Geschmacksnerven
Was ist das Geheimnis eines erlesenen Produkts? Sind es besonders raffinierte Aromen oder doch eher ein purer, unverfälschter Geschmack? Geht es um die Exzellenz der Zutaten und Rohstoffe oder um die Kreativität der Kreateure? Oder braucht es vielleicht beides? Wir haben uns in Düsseldorf auf Spurensuche begeben und sind auf manch kulinarischen Leckerbissen gestoßen, und das auch abseits eines Gourmet-Hotspots wie des Carlsplatzes. Was wir dabei erfahren haben: Feinkost ist oft Familiensache, und Leidenschaft ist Pflicht. Ob süß oder salzig, mediterran oder regional, Spirituose oder Speise – tatsächlich besticht ein Produkt oft dann mit seiner Qualität, wenn jemand persönlich dafür einsteht.
Tiramisù della nonna
Was könnte italienischer sein als Tiramisù, zumal dann, wenn es sich um Tiramisù della nonna handelt? Dieser Klassiker eines Klassikers ist zwar nur ein Grund, warum sich das CENTRO der Familie Soriano in den zurückliegenden 30 Jahren eine treue Kundschaft erworben hat – aber er ist ein wirklich köstlicher. Die „nonna“, also Oma, heißt Mirella, ist 87. und ein Quell für jegliches Wissen rund um authentische Dolci. Das führt dazu, dass in dem italienischen Lebensmittelhandel an der Nordstraße noch weitere famose Dessert-Variationen wie Cannoli alla Siciliana und Zuppa inglese über die Theke wandern. Die Familienrezepte? Natürlich ein Familiengeheimnis. Doch zumindest das erfahren wir: Die Tiramisù wird täglich frisch im Laden zubereitet. „Sämtliche Zutaten stammen aus Italien“, sagt Enkelin Sarah. Mit Bruder Vito gehört sie zur dritten Generation im Familienunternehmen, das Vater Corrado und Mutter Anna 1992 gegründet haben. „Das gilt übrigens für unser komplettes Sortiment.“ Dieses umfasst eine große Auswahl an frischen und verpackten Spezialitäten inklusive Weinen aus allen italienischen Regionen. „Wir selektionieren stark“, erklärt Sarah und verrät, dass täglich bis zu 50 Anfragen von Herstellern ins Haus flattern, die ihre Produkte gerne im CENTRO platzieren würden.
Olio Extra Vergine di Oliva
Öl ist eine Wissenschaft für sich. Und in der Küche ist es die Basis für vieles, nein, eigentlich fast alles. Dabei gilt: Öl ist Vertrauenssache, gerade Olivenöl, das in der höchsten Güteklasse nativ extra in Deutschland zu den beliebtesten Speiseölen gehört. Denn selbst wenn Bio draufsteht, sind die Qualitätsunterschiede hier eklatant, hat nicht zuletzt Stiftung Warentest herausgefunden. Gut, dass man bei Ghorban genau weiß, woher die Rohstoffe für die selbstproduzierten Bio-Öle stammen: von den eigenen Olivenhainen in Murcia, Kalabrien oder auf Kreta nämlich. Die Oliven werden vor Ort gepresst und dann in der Wuppertaler Manufaktur des Spezialisten für mediterrane Feinkost weiterverarbeitet und abgefüllt – in schlicht-schöne lasierte Metalldosen, die den Inhalt vor Licht schützen und damit für eine bessere Haltbarkeit sorgen. Teil der Olivenöl-Selektion (inklusive hocherhitzbarer Produkte) sind ein pikantes Öl mit rauchiger Peperoncini-Note, ein duftendes Basilikumöl und eine mild-fruchtige Variante, für die die Oliven erntefrisch zusammen mit sonnengereiften süditalienischen Wildzitronen zermahlen werden. Künstliche Zusätze sind bei sämtlichen Ölen tabu. In der Ghorban-Filiale auf der Heinrich-Heine-Allee könnt ihr im angeschlossenen Bistro viele weitere Produkte aus eigener Herstellung probieren wie auch solche von zumeist streng ökologisch arbeitenden Erzeugern.
Deutscher Gin
Expertise ist auch bei diesem Genussmittel gefragt, dem Gin. Gut, dass die Naturburschen euch hier mit jeder Menge Spezialwissen versorgen! Dass die Flingeraner Feinkostenthusiasten neben gut besuchten Weinproben auch Champagner-, Whiskey- und eben Gin-Tastings veranstalten, hat sich längst über die Grenzen des Stadtviertels hinaus herumgesprochen – ebenso, dass sich angesichts des großen Zuspruchs ein frühzeitiges Reservieren empfiehlt. Tasting-Time ist in der Regel samstags von 17 bis 19 Uhr. Dann habt ihr die Gelegenheit, im Naturburschenquartier auf der Birkenstraße fünf ausgewählte Gins zu probieren, passend dazu fünf Sorten Tonic Water. Der Schwerpunkt liegt auf Gin von kleinen deutschen Brennereien wie dem mit dem World-Spirits Award in Gold ausgezeichneten DormaGIN aus Köln oder dem Woodland Sauerland Dry Gin. Womit lässt sich euer Drink noch verfeinern? Auch hierzu erhaltet ihr Tipps. Natürlich könnt ihr auch abseits der Tastings auf eigene Faust im Gin-Regal stöbern, über 70 Sorten erwarten euch hier. Was die Naturburschen außerdem in die Waagschale werfen: biologische Lebensmittel, allem voran tollen Käse und das gute Hercules-Brot.
Französischer Rohmilchkäse
„Das Käsen ist ein tausendjähriges Handwerk, das Pasteurisieren vergleichsweise neu“, erklärt Daniela Steinborn. „Hinsichtlich Geschmack, Konsistenz und auch Verträglichkeit stellt es einen immensen Unterschied dar, ob die Milch für einen Käse pasteurisiert wurde oder nicht.“ Steinborn ist ausgebildete Köchin und war zuletzt Küchenchefin, bevor sie vor knapp zehn Jahren beschloss, die Tischdame – Feinkost & Petite Fromagerie ins Leben zu rufen und ihr über die Jahre erworbenes Wissen und die zahlreichen bestehenden Kontakte zu Käsereien, Bauernhöfen und Kooperativen in ein Einzelhandelskonzept zu gießen. Der Schwerpunkt: Rohmilchkäse. 50 bis 70 Sorten, wechselnd je nach Jahresszeit, umfasst das Sortiment auf der Pempelforter Blücherstraße, dahinter steht ein 600 Sorten starkes Portfolio. In der Hauptsache sind es französische Erzeugnisse. Das Angebot reicht vom cremig-fließenden gereiften Kuhrohmilchklassiker aus der Bourgogne, Epoisses AOP, über den Ziegenkäse Mothais sur Feuille, der auf einem Kastanienblatt reift, bis hin zum Ofenkäse Vacherin Mont d’Or AOP. Was schmeckt euch persönlich? Das könnt ihr auch bei einer Käse-Verkostung herausfinden. Sie kommt mit Weinbegleitung, denn auch Wein führt die Tischdame ebenso wie Crémant, Champagner und Cidre, außerdem Blüten-, Sanddorn- und Lavendelhonig, Senf aus Beaune, Pâtés, Rillettes …
Handgeschöpfte Schokolade
Auch diesen Hort des guten Geschmacks durchweht eine gewisse Frankophilie. Allerdings ist dieser Eindruck zunächst einmal der nostalgischen Einrichtung geschuldet, genauer: den handbemalten antiken provenzalischen Möbeln. Denn das, was in den Regalen und Vitrinen, auf den kleinen Tischen und Anrichten präsentiert wird, ist tatsächlich nicht selten eines: handgeschöpft in Düsseldorf! Gut & Gerne heißt das Schokoladenparadies, und wie ihr vermutlich schon wisst, gibt es gleich zwei Filialen: eine auf dem Burgplatz, die andere in der Bilker Brunnenstraße, hier mit einem ergänzenden Feinkostsortiment. 2015 hat Katharina Reyer-Jekel das Unternehmen von ihrer Vorgängerin übernommen, seit dem vergangenen Jahr widmet sie sich neben dem Verkauf von Schokoverführungen aus aller Welt – Bonnat, Coppeneur oder Gmeiner sind nur einige den berüchtigten Partner in crime – auch der Herstellung eigener Schokoladen. So ist der Altstadtniederlassung mittlerweile eine Manufaktur angeschlossen. Hier könnt ihr sogar eine Schokotafel nach eurem Gusto in Auftrag geben und dabei aus 18 verschiedenen Zutaten wählen, darunter kandierte Minzblüten, Pecannuss oder Goji-Beere. „Basis ist ein Edelkakao der Sorte Trinitario, nachhaltig angebaut in der Dominikanischen Republik“, erklärt Katharina Reyer-Jekel. Eine weitere Besonderheit: vegane Schokoladen von Kilian & Close.
Feinkost to go
Mediterrane Spezialitäten auf die Hand – auch das gibt’s in Düsseldorf. Wo? Zum Beispiel auf dem Carlsplatz. Der „Fladi“ der Brüder Albors und Poolad Javaheri ist eine Art Döner, der den To-go-Klassiker aber völlig neu interpretiert. Die Zutaten sind vorwiegend hausgemacht, zumeist vegetarisch und rekrutieren sich aus der großen Antipasti-Theke von Feinkost Fladi. Serviert werden sie wahlweise im Weizen-Mais- oder Roggenmisch-Fladenbrot, das ein Mettmanner Bäcker eigens für die Brüder bäckt. Dieses wird leicht gegrillt und außerdem mit einem oder auch mehreren der selbsthergestellten Aufstriche bestrichen. Hier habt ihr die Qual der Wahl zwischen vier Frischkäsezubereitungen, zwei Schafskäsepasten und zwei Auberginen- beziehungsweise einer Thunfischcreme. Besonders beliebt: die Fladi-Variante mit Safranhähnchen nach iranischer Art, Honig-Senf-Frischkäse, Tomatentapenade und gegrillten Pilzen. Während wir noch das vielfältige Angebot sondieren, wird sie gleich mehrfach bestellt. Eine kreative Art, die Familientradition fortzuführen – Albors’ und Poolads Eltern waren bereits vor über drei Jahrzehnten als Feinkosthändler unterwegs. Sämtliche leckere Kleinigkeiten könnt ihr auch lose für das Antipasti-Büffet zu Hause erwerben.
Titelbild: Düsseldorf Tourismus