„Veganismus ist in Japan noch viel weniger verbreitet’’
Interview mit Miki ‚Mila‘ Furue
Miki ‚Mila‘ Furue ist in Fukuoka geboren und aufgewachsen. Seit knapp vier Jahren lebt sie in Düsseldorf und arbeitet als vegane Food-Influencerin und Rezept-Creatorin. Mit über 30.000 Followern auf Instagram präsentiert sie kreative vegane Versionen von bestehenden Gerichten, erfindet aber auch immer wieder eigene Kreationen. Im Gespräch erzählt sie uns, wie sie nach einer erfolgreichen Karriere in der japanischen Corporate World einen klaren Schlussstrich zog, mit dem Ziel die Welt zu entdecken und wie sie schließlich in Düsseldorf landete.
Wie bist du Influencerin und Creatorin für vegane Rezepte geworden?
Es gab für mich eigentlich nicht den einen Klick-Moment: Meine veganen Rezept-Kreationen haben sich über die letzten drei Jahre entwickelt. Sie setzten sich zusammen aus Internet-Rezepten, die ich selbst veränderte. Als ich anfing, fiel es mir super schwer, vegane Rezepte auf japanischen Websites zu finden… deshalb hielt ich mich meistens an deutsche oder englische Blogs. Es waren aber auch Rezepte dabei, die ich als Teilnehmerin in einer Online-Kochschule gelernt habe. Nachdem ich mir die Grundlagen angeeignet hatte, begann ich mehr und mehr mit eigenen Experimenten – dabei fokussierte ich mich nicht nur auf japanische Gerichte und Zutaten, sondern versuchte verschiedene Ernährungsstile zu integrieren. Jede meiner Kreationen hat jedoch einen ‚japanischen Twist‘.
Wie sah dein Leben denn davor aus?
Mein Lebenslauf liest sich eigentlich ziemlich klassisch und gradlinig: Meiner Familie war es immer wichtig, dass ich eine gute Schule besuche. Gute Noten schreibe. Einen überdurchschnittlichen Abschluss erreiche. Danach einen angesehenen ‚normalen‘ Beruf ausübe. Genau das habe ich ziemlich strikt so befolgt – bis ich 30 Jahre alt war. Dann wurde es mir irgendwann zu viel und zu eintönig. Ich habe meinen Job gekündigt, meinen Rucksack gepackt und mich für zwei Jahre auf große Reise begeben – ohne einen wirklichen Plan, was ich danach mit meinem Leben anfangen würde. Letztlich bin ich nach Düsseldorf gezogen, ich wollte eine völlig neue Umgebung erleben.
War Veganismus in Japan vorher für dich ein präsentes Thema?
Veganismus war und ist in Japan noch sehr viel weniger verbreitet im Vergleich zu Deutschland und Europa. Dadurch, dass viele meiner Videos und Follower japanisch sprechen, hoffe ich natürlich auch ein ganz kleines Stück dazu beitragen zu können, dass vegane Gerichte auch in Japan mehr Anklang finden.
Gibt es aktuell Projekte, bei denen du speziell japanische Gerichte ‚veganisierst‘?
Da gibt es tatsächlich ein ganz Aktuelles, auf das ich stolz bin: Obwohl die japanischen Restaurants in Düsseldorf wirklich authentisch sind, war ich nie so richtig zufrieden mit dem Angebot an veganen Ramen-Suppen. Es gibt hier so viele gute Ramen-Restaurants, dennoch schmecken die vegetarischen und veganen Ramen-Gerichte für mich persönlich nicht intensiv genug – ihnen fehlt dieser fleischige ‚Umami-Punch’ der Original-Suppen mit Knochenbrühe. Außerdem fehlt die Konsistenz des Hackfleischs z. B. in meinen Lieblings-Ramen, den ‚Tantanmen‘. Über einen Kontakt in der japanischen Community ergab sich für mich eine Chance, selbst etwas daran zu ändern: In Zusammenarbeit mit der Restaurantkette ‚Takumi‘ hatte ich Anfang 2023 die Gelegenheit, eine vegane Rezept-Version des Ramen-Gerichts ‚Tantanmen‘ zu kreieren. Diese kann man seit dem 1. März 2023 bei Takumi ‚Veggie & Chicken’ (Klosterstraße 72) bestellen und genießen!
Wie nimmst du die japanische Community in Düsseldorf wahr?
Als ich vor knapp vier Jahren in Düsseldorf ankam, war ich immer wieder überrascht und beeindruckt, wie viele Japaner*innen in Düsseldorf leben. Außerdem gibt es echt viele Online-Gruppen, die mir zu Beginn in der Stadt Halt gegeben haben. Sowohl von der Größe der Stadt als auch von der Hilfsbereitschaft der Menschen gegenüber anderen erinnert mich Düsseldorf tatsächlich an meine Heimatstadt Fukuoka. Lustigerweise wohnen in Düsseldorf über 70 Alumni meiner Universität in Fukuoka! Als ich hier ankam, hatte ich weder japanische noch deutsche Freund*innen – durch die offene und herzliche Art habe ich dann aber ziemlich schnell Leute kennengelernt, sowohl in der japanischen Community, als auch deutsche und internationale. Mittlerweile kann ich mir gut vorstellen, hier meine Zukunft zu planen und den Rest meines Lebens zu verbringen!
Titelbild: Düsseldorf Tourismus
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