Atelierbesuch: Der Düsseldorfer Künstler Roman Klonek im Interview

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Surrealismus trifft Comic – Die Welt des Roman Klonek

Seine Holzdrucke sind von seltsamen Wesen bevölkert und mit fremdartigen Zeichen versehen – der Düsseldorfer Künstler Roman Klonek hat eine unverwechselbare Ästhetik. Die surrealistischen, Comic-inspirierten Werke setzt er in plakativen Farben mit aufwendiger, traditioneller Holzschnitttechnik um. Klonek stellt in Hamburg und Kopenhagen aus, seine Kunden sitzen in San Francisco und New York. Sein Atelier hat er in Flingern-Süd. Dort erzählt er uns, warum er das Leben in Düsseldorf so schätzt.

Der Düsseldorf Künstler Roman Klonek mit einem seiner Holzschnittdrucke. Das Motiv besteht aus plakativen Farben und Comic-inspirierten Figuren.
Roman Klonek mit einem seiner Werke.

Roman, du hast an der Fachhochschule Düsseldorf, heute HSD, Grafikdesign studiert. Gehörte Druckgrafik zu den Schwerpunkten?
Nein, nicht unbedingt. Der Studiengang legte damals eher einen Schwerpunkt auf Typografie und Film. Einige meiner Kommiliton*innen sind nach ihrem Abschluss in die Werbung gegangen. Dennoch gab es handwerklichen Input: Die Hochschule hatte eine Reihe von Werkstätten, beispielsweise für Siebdruck und Radierung. Während meines Studiums wurde zudem ein Kurs für Holzschnitt angeboten. Das war meine erste Berührung mit dieser Technik und hat mich so begeistert, dass ich dabeigeblieben bin.

Du bist in Hannover aufgewachsen, zum Studium nach Düsseldorf gezogen und nach deinem Abschluss geblieben. Weshalb?
Ich habe mich in Düsseldorf immer sehr wohlgefühlt. Während des Studiums habe ich mir einen Freundeskreis aufgebaut und fand die Stadt interessanter als meine Heimat Hannover. Dorthin zurückzukehren kam daher nicht für mich infrage.

Und wie lebt es sich als Düsseldorfer Künstler?
Sehr gut. Schon im Studium gab es starke Netzwerke. Zum Beispiel eine Gruppe von Comiczeichner*innen um Tobi Dahmen, der damals das Projekt Herrensahne initiierte. Eine Comicreihe, die fast zwei Jahrzehnte in gemeinschaftlicher Arbeit herausgegeben wurde. Mit einer anderen Gruppe von Künstler*innen habe ich 2000, nach dem Studium, die Galerie Revolver gegründet, die viele Jahre ein Treffpunkt der Kunst-, Street-Art- und Illustrator*innen-Szene war. Viele internationale Künstler*innen wie Jim Avignon und Os Gêmeos haben bei uns ausgestellt. Daraus ergibt sich eine bis heute eine fruchtbare Zusammenarbeit. Erst vor wenigen Monaten hat sich eine neue Gruppe von Druckgrafiker*innen formiert – initiiert durch die Kunstakademieabsolventin Inessa Emmer. Ink & Pressure, so der Name. Die erste gemeinsame Ausstellung startet am 6. August und läuft bis 24. September 2023. Im Kunsthaus Bocholt werden neun druckgrafische Positionen gezeigt, darunter auch meine Arbeiten. Netzwerken geht also wunderbar in Düsseldorf.

Arbeit von Roman Klonek, auf der eine Comic-hafte Illustration in Knallblau auf rotem Hintergrund zu sehen ist.

Wirst du in Düsseldorf von einer Galerie vertreten?
Ja, meine Düsseldorfer Galerie heißt Pretty Portal. Dort sind meine Arbeiten immer wieder in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. Klaus Rosskothen, der Galerist, ruft regelmäßig Street-Art-Aktionen ins Leben. Vergangenes Jahr durfte ich beispielsweise am Bilker S-Bahnhof eine Unterführung gestalten, gemeinsam mit internationalen Street-Artists.

Neben Street-Art-Aktionen ist deine Kunst auch in Museen zu sehen. Wo verortest du dich?
Ich bewege mich tatsächlich zwischen den Welten, habe eine Affinität zu Street-Art, Comic, Druckgrafik, aber auch zu allen anderen bildenden Künsten. Es gibt eine große Schnittmenge.

In Zeiten der zunehmenden Digitalisierung arbeitest du dennoch viel mit Holzschnitt. Weshalb diese aufwendige Technik?
Während des Studiums habe ich festgestellt, dass Holzschnitt mein Medium ist. Ich möchte fast sagen, dass meine Zeichnungen durch den Holzschnitt veredelt werden. Ich arbeite nicht mit Graustufen oder Schatteneffekten, vielmehr mit eindeutigem Strich und plakativen Farbflächen – daher passt diese Technik sehr gut zu meiner Ästhetik.

Deine Arbeiten sind bevölkert von seltsamen Wesen, nicht selten halb Mensch, halb Tier. Hinzukommen kyrillische und japanische Schriftzeichen, wodurch die Fremdheit deiner Motive unterstrichen wird. Wo findest du Inspiration?
Ich führe täglich eine Mischung aus Tagebuch und Skizzenheft. Meine Kritzeleien erinnern an ein wildes Gewirr aus Linien und Elementen, die sich überlagern, aber ich kann daraus immer wieder Ideen extrahieren. Es ist wie ein Schürfen, bei dem sich Figuren herauslösen, die ich dann in Ensembles zusammensetze. Das fühlt sich bisweilen an wie Komponieren, wie das Schaffen eines harmonischen Akkordes durch das Zusammenfügen von passenden Bildelementen.

Du lebst und arbeitest seit 24 Jahren in Düsseldorf. Was schätzt du an deiner Wahlheimat besonders?Düsseldorf ist eine schöne Stadt mit größtenteils sauberer Luft. Alles ist sehr gut mit dem Fahrrad erreichbar. Es gibt viele Stellen am Rhein, an denen man sich mit Leuten treffen kann und Düsseldorf strahlt eine angenehme Gemütlichkeit aus.

Roman Klonek und Ilona Marx betrachten einen Druck, den Roman Klonek während des Atelierbesuchs gefertigt hat.
Im Atelier: Der Düsseldorfer Künstler Roman Klonek und Ilona Marx.

Hast du einen Lieblingsort?
Ich bin gerne und oft im Zoopark, mag aber auch den Volkgarten. Und natürlich meinen Stadtteil: Flingern. Wenn ich dort abends durch die Straßen spaziere, treffe ich eigentlich immer Bekannte.

Was war dein bislang aufregendster Job?
Ein Auftrag, der über meinen US-Agenten ins Haus flatterte: Ich sollte Charaktere für einen Riegel auf Sojabasis (Anm. d. Red.: Soyjoy) entwickeln. Später entstanden auch Werbefilme und die Figuren wurden animiert – das war spannend zu sehen. Daraus hat sich ein weiterer Job ergeben, der großen Spaß gemacht hat. Ich wurde von der L.A. Fashion Week eingeladen, während der Veranstaltung live vor Ort zu malen.

Ein Stapel Holzschnittdrucke im Hochformat.

Gibt es ein Museum oder eine Galerie, die du empfiehlst, wenn Freund*innen oder Kolleg*innen in der Stadt sind?
Viele! Ich finde das Filmmuseum toll, die Sammlung Philara, wo es ein schönes Café gibt, und die Julia Stoschek Foundation für zeitbasierte Medienkunst.

Wohin gehst du, wenn du abschalten möchtest?
In den Grafenberger Wald. Ich bin in ein paar Minuten mit dem Fahrrad dort und komplett raus aus der Stadt. Wenn ich absolute Ruhe will, ist das der perfekte Ort.

klonek.de

Interview: Ilona Marx

Fotos: Markus Luigs

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