Eine Szene aus Nosferatu, der Hauptdarsteller Max Schreck steht vor der Takelage eines Segelschiffs und blickt unheilvoll hinab.

Horror, Tod & Teufel im Kunstpalast

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Der Kunstpalast widmet sich dem Phänomen des Horrors in der Popkultur

Die Ausstellung „Tod & Teufel“ im Kunstpalast ist so vielseitig wie das Thema selbst. Die Furcht vor dem Beelzebub und die Angst vor dem Fegefeuer haben Künstler*innen vom Mittelalter bis in die Neuzeit zu düsteren, teils blutrünstigen Werken inspiriert. Tod, Versuchung und Sünde sind zentrale Themen. Mittlerweile haben Tod, Teufel – und damit verbunden Horror und Grusel – sich als fester Bestandteil in der Popkultur etabliert. Alle diese Aspekte und Facetten deckt „Tod & Teufel“ ab. Darüber hinaus bietet der Kunstpalast ein umfangreiches Begleitprogramm, das bis zum Ende der Ausstellung am 21. Januar 2024 läuft.

Schwarzweiß Foto von Zombie Boy, der sich den kahlrasierten Schädel entsprechend eines Totenschädels hat tätowieren lassen.
Zombie Boy aka Rick Genest. (Foto: Dmitry Smirnov)

„Horror, Tod und Teufel sind in der Popkultur, in Literatur, Film und Fernsehen heute allgegenwärtig. Im Museum aber hat man sich diesem Thema bislang kaum gewidmet, dabei ist es so offensichtlich, dass es die Gesellschaft beschäftigt und auch anzieht. Am Phänomen des Horrors zeigt sich sehr deutlich, dass Sub- und Hochkultur sich gegenseitig beeinflussen, dass Symbole und Ästhetiken aufgegriffen, variiert und neu kontextualisiert werden. Das Grauen war und ist prägend in der Kunst- und Kulturgeschichte, es gehört ins Museum und verdient eine eigene Ausstellung, die diese Zusammenhänge sichtbar macht“, so Felix Krämer, Generaldirektor des Kunstpalast. Der Fokus von „Tod & Teufel“ liegt dementsprechend auf der Gegenwart, doch zur Einstimmung erwartet die Besucher*innen eine Reise in die Vergangenheit, vor allem in Form von Gemälden voller Düsternis – atmosphärisch hervorgehoben durch die in Schwarz getauchten Ausstellungsräume. Zu sehen sind vom Christentum geprägte Werke, die mittels Dämonen, teils sehr blutrünstig, die Furcht vor Verfall, Vergänglichkeit und Sünde abbilden. Exemplarisch der Sarg von Friderica von Stockhausen aus dem Jahr 1766.

Ein Sarg aus dunklem Holz versehen mit Symbolen und Bildern, die die Verstorbene in Frieden ruhen lassen sollen.
Sarg der Ernestina Friderica von Stockhausen von1766. (Foto: Museum für Sepulkralkultur, Frank Hellwig)

Mit groß projizierten Szenen aus „Nosferatu“ und „Das Kabinett des Dr. Caligari“ steigt die Ausstellung in die gegenwärtige Popkultur ein. Zu sehen ist Haute-Couture von beispielsweise Rick Owens, Fotografien von Erasmus Schröter und diverse Devotionalien aus der Goth-Kultur. Musik und Film werden mittels Plattencovern und Plakaten visualisiert, hier spielen vor allem die Genre Heavy Metal und Horror eine tragende Rolle. „Goth- und Metal-Szene haben die Ästhetik des Horrors nachhaltig geprägt. Ihre Protagonist*innen selbst lassen sich oft von der Kunst- und Kulturgeschichte inspirieren – etwa von viktorianischer Trauerkleidung oder von mittelalterlichen Burgen und Dämonen“, erklärt Kuratorin Westrey Page und ergänzt: „Die Musikgenres der schwarzen Szene haben sich auf globaler Ebene weiterentwickelt und neue politische Kontexte und Einflüsse integriert. Auch im Horrorfilm ist die Auflösung der Grenzen spürbar – in Bezug auf Genres ebenso, wie hinsichtlich der Frage, wo die wahre Quelle des Horrors liegt und wer eigentlich gut und wer böse ist.“

Eine Skulptur, in der Teile weiblicher Körper wie beim Schlachter an Haken hängen. Die Körperteile sind aus Kunststoff mit Perlen und ähnlichem verziert.
„Red Rack of Those Ravaged and Unconsenting“ von 2018 von Doreen Lynette Garner (Foto: kunstdokumentation.com / Manuel Carreon Lopez)

Zum Ende der Ausstellung erklingt ein mehr verstörender Sound, der einige Quellen wahren Horrors exponiert. Es werden Werke bildender Künstler*innen gezeigt, die den gewaltsamen Tod und die allzu menschlichen Teufel dahinter in verschiedenen Facetten ansprechen. Besonders grausam in der Arbeit „Red Rack of Those Ravaged and Unconsenting“, eine Skulptur von Doreen Lynette Garner – und es empfiehlt sich die Infotafel zu lesen. Denn die wie beim Schlachter ausgestellten, ausgeweidet erscheinenden weiblichen Körperteile nehmen Bezug auf Dr. James Marion Sims, der ohne Betäubung vaginale Operationen an versklavten Frauen durchführte – mit dem Argument schwarze Frauen hätten eine höhere Schmerztoleranz. Garner setzt sich in ihrem Werk explizit mit medizinischen Experimenten an schwarzen Frauen auseinander, um das Vergessen und Verdrängen dieser grausamen Taten zu verhindern. Mit Sicherheit eines der Exponate, das am meisten verstört, aber auch nachhallt.

Ausschnitt einer Geisterbahn

Info

Am 29. Oktober, pünktlich zu Halloween, fand eine Lesung mit Devid Striesow im Robert-Schumann-Saal statt. Die Lesung war Teil der Kooperation zwischen Kunstpalast und Mey & Edlich, genauso wie der Auftritt der finnischen Band Lordi im September und die am Eröffnungswochenende aufgebaute Geisterbahn „Monsterhaus“ (s. Foto) aus dem Jahr 1968. Wir wollten wissen, wie es zu der Kooperation kam und haben bei Ute Wethmar, Geschäftsführerin von Mey & Edlich, nachgefragt: „Auf einer Vernissage kam ich mit Felix Krämer, Generaldirektor vom Kunstpalast, ins Gespräch. Wir sprachen über Mey & Edlich und den Kunstpalast. Schnell wurde klar, dass wir ähnliche Ansätze verfolgen und etwas gemeinsam auf die Beine stellen sollten. Ein paar Wochen später erzählte Herr Krämer uns von der Kunstausstellung ‚Tod und Teufel‘. Wir waren sofort begeistert. Die Köpfe meines kreativen Teams haben gerattert. Kurze Zeit später haben wir uns mit dem Kunstpalast an einen Tisch gesetzt und gemeinsam das umfassende Programm entwickelt.“
Weitere Highlights des umfangreichen und ebenso abwechslungsreichen Begleitprogramms sind Talks, Taschenlampenführungen und in Kooperation mit dem Programmkino Bambi Filmklassiker werden wie „Bram Stoker’s Dracula“ und die legendäre „Rocky Horror Picture Show“ gezeigt.

Alle Veranstaltungen findet ihr unter kunstpalast.de.

Text: Cynthia Blasberg

Titelbild: „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1922) von Friedrich Wilhelm Murnau.
Mit Max Schreck in der Titelrolle (Filmstill / Filmmuseum Düsseldorf)

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