Dann erreicht sie die Nachricht vom Tod ihres Sohnes. Er ist im Westen gefallen. Angesichts des persönlichen Verlusts überwinden Anna und Otto Quangel Anpassung und Angst. Sie beschließen, ein Zeichen gegen das System zu setzen, und verteilen in Treppenhäusern der Stadt handgeschriebene Botschaften. Doch im Mikrokosmos ihres Wohnhauses denunzieren alle alle – ob aus Habgier, Feigheit oder Gleichgültigkeit. Im Klima des Nationalsozialismus stirbt nicht nur jede:r allein, sondern ist es schon zu Lebzeiten.
Vom Schicksal der Eheleute erfuhr Hans Fallada aus einer Gestapo-Akte. Fasziniert von der »Banalität des Bösen« (Hannah Arendt) wie vom aussichtslosen Widerstand der »kleinen Leute« erschuf er 1946 in seinem Roman ein ambivalentes Gesellschaftspanorama im Berlin der Nazizeit, laut Primo Levi das »beste Buch, das je über den deutschen Widerstand gegen den Nationalsozialismus geschrieben wurde«. (Quelle: Düsseldorfer Schauspielhaus)