Der Künstler und seine Stadt
Joseph Beuys in Düsseldorf
Joseph Beuys hat Düsseldorf geprägt, nicht nur in der Kunst. Sein Satz „Jeder Mensch ist ein Künstler“ inspiriert die Stadt bis heute. Beuys war Wortführer der Basisdemokratie und Mitbegründer der ökologischen Bewegung. Ein Vordenker: Seine Ideen sind heute nach 60 Jahren aktuell wie nie.
In Düsseldorf war Beuys ab den 1960-er Jahren bis zu seinem Tode 1986 immer präsent. Wer in die Altstadt ging, traf ihn im Museumsviertel, vor der Kunstakademie oder in seinen Stammlokalen. Mit medienwirksamen Kunstaktionen bestimmte er die Schlagzeilen: Fischgräten, 7000 Eichen, Fettecken und revolutionäre Ideen. Die Studierenden gingen für ihn auf die Straße. Kein Professor vor oder nach ihm erreichte eine ähnliche Popularität. Beuys traf sich mit Warhol, landete auf dem Spiegel-Titel, warb für japanischen Whisky. Zeit, sich wieder mit ihm zu beschäftigen.
Der einflussreichste Künstler Deutschlands hätte 2021 seinen 100. Geburtstag gefeiert. Zahlreiche Museen widmen sich seinem Werk. Im Mittelpunkt steht die große Jubiläums-Ausstellung im K20 in Düsseldorf. Eine besondere Stadtführung zeigt, wo Beuys‘ Einfluss noch heute zu spüren ist, und führt von der Johannes-Rau-Statue über das Joseph-Beuys-Ufer zur Ratinger Straße. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann mit dem Fahrrad auf Beuys‘ Spuren von Düsseldorf an den Niederrhein fahren – oder umgekehrt. Achtung, bitte nicht im Einbaum über den Rhein fahren!
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Als Beuys Warhol traf
Zwei der wichtigsten und bis heute einflussreichsten Künstler begegnen sich zum ersten Mal persönlich: Andy Warhol und Joseph Beuys treffen sich 1979 in der Galerie von Hans Mayer in Düsseldorf. Das Beweisfoto ist weltberühmt.
Wissenswertes
Was macht Beuys so besonders?
Nachdem Beuys sich 1954 von der Kunstakademie exmatrikuliert hatte, arbeitete er in einem alten Mehlspeicher, den er als Atelier nutzte. Zwei Jahre später zerstörte ein Brand das Gebäude. Beuys rettete die angekokelte Türe und schuf daraus das Kunstwerk „Tür mit Reiherschädel und Hasenohren“, das heute im MUMOK in Wien ausgestellt ist. Ab 1961 lebte er mit seiner Frau Eva und den gemeinsamen Kindern Wenzel und Jessyka am Drakeplatz 4 in Oberkassel. Der untere Bereich war der Wohnraum der Familie, im Obergeschoss war das neue Atelier von Beuys untergebracht. Hier schuf er viele seiner Arbeiten, unter anderem die „Spielplastik“.
Als politisches Zeichen gegen seine Entlassung als Professor der Kunstakademie 1973 überquerte Beuys in einem medienwirksamen Spektakel in einem von seinem Schüler Anatol Herzfeld gebauten Einbaum von Oberkassel aus den Rhein. Das acht Meter lange Boot erhielt aufgrund seines Anstrichs den Namen „Das Blaue Wunder“.
Für die Niederrheiner ist das Fahrrad ein alltägliches Fortbewegungsmittel. So auch für Beuys. Ob bei regelmäßigen Radtouren mit seinem Vater oder später zwischen seinem Wohnhaus am Drakeplatz und der Kunstakademie, das Fahrrad war ständiger Begleiter.
Der Legende nach wird Beuys als junger Soldat an Bord einer JU 87 im März 1944 in der Krim abgeschossen. Der Pilot überlebt nicht, und Beuys wird schwerverletzt von Krimtataren gefunden. Diese pflegten ihn mit Fett und hüllten ihn ein mit Filz. Das inspirierte Beuys so sehr, sodass in vielen seiner Kunstwerken Fett und Filz immer wieder eine große Rolle spielten.