In einer hypersexualisierten Welt, in der explizite Sextapes eine Karriere nicht beenden, sondern sie befördern können, in der es keine Grenzen mehr zu geben scheint, muss es absurd anmuten, wie der Hüftschwung eines jungen Mannes gewirkt haben muss.
Es zählt zu den stärksten Momenten von Luhrmanns „Elvis“, zu visualisieren, welche sexuelle, ja, animalische Wirkung Elvis auf sein Publikum hatte und nicht nur das weibliche. Genau zum richtigen Moment trat dieser junge Mann ins Licht der Öffentlichkeit, als die konservative Welt der Nachkriegszeit bereit war, gesprengt zu werden, als die westlichen Gesellschaften empfänglich für einen Kontakt mit schwarzer Kultur war, die vorher in einem, ja, Ghetto, existierte. Gerade in der ersten Hälfte von „Elvis“ betont Luhrmann immer wieder den Einfluss, den Blues Musiker wie Big Boy Crudup, Little Richard oder B.B. King auf den jungen Elvis hatten oder wie die Teilnahme an einer Gospel-Messe zu einem spirituellen Erweckungserlebnis wurde. Vor allem aber auch, welche Gefahr das weiße Establishment darin sah, dass ein weißer Musiker mit schwarzer Musik Erfolge feierte. Wie sollte man in Zukunft diesen Teil der amerikanischen Kultur unterdrücken? Wie sollte man der Jugend verbieten, nach den Ursprüngen, den Vorbildern der Musik zu suchen, zu der sie tanzten.
Doch bevor er sich darin versteigt, Elvis zum Vorreiter der Bürgerrechtsbewegung zu machen springt Luhrmann einige Jahre in die Zukunft, hakt kurz Elvis’ wenig gelungene Hollywood-Karriere ab, wechselt nach Deutschland, wo er die Offiziers-Tochter Priscilla (Olivia DeJonge) kennenlernt und bald heiratet und kommt zum Las Vegas-Elvis.
In der glitzernden Spielermetropole in der Wüste wird Elvis immer mehr zu einem Jahrmarktspektakel, zur „Greatest Show on Earth“ wie sein Manager Colonel Tom Parker (Tom Hanks) es nennt. In vielen Biographien wird der zwielichtige Parker als Svengali-Gestalt gezeichnet, die den naiven Elvis ausbeutete und letztlich in den Tod trieb. Die Wahrheit dürfte komplizierter sein und so schildert sie auch Luhrmann. Zu einem wirklich vielschichtigen Bild von Elvis, seiner Familie, den unterschiedlichen Einflüssen und Erwartungen, die ihn zerrissen reicht das allerdings nicht. Auch Elvis’ heutzutage erst recht problematische Vorliebe für minderjährige Mädchen und sein ausufernder Medikamentenmissbrauch spielen kaum eine Rolle, sie hätten wohl nur die schöne, glatte Oberfläche zerkratzt, die Luhrmann kreiert.
Hommage an einen Musiker, ein Sexidol, eine Ikone ist „Elvis“, ein mitreißender Blick auf eine Ära der Pop- aber auch der Sozialgeschichte Amerikas. Und dann ist da noch der bislang vor allem durch TV-Serien bekannte Austin Butler. Egal ob legendärer Hüftschwung, die pomadierte Tolle oder ein Blick der sich irgendwo zwischen verführerisch und gefährlich bewegt: Butler überzeugt in jedem Moment und kommt dem unbeschreiblichen Mysterium Elvis Presleys so nah wie möglich. Vielleicht kann und sollte man nicht mehr von einer Ode an eine Legende erwarten. (Quelle: Filmkunstkinos)
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