Gerhard Richter: Bild und Reflexion
Mit Bild und Reflexion widmet Sies + Höke Gerhard Richter die fünfte Einzelausstellung in der Galerie. Zu sehen sind 40 Werke unterschiedlichster Medien, darunter Malerei, Glasobjekte, Spiegelarbeiten und Wandteppiche.
Veranstaltungsdetails
Im Fokus steht das Motiv der Spiegelung als ein zentrales Prinzip innerhalb von Richters Schaffen. Der Künstler setzt Spiegelungen nicht nur als physisches Phänomen ein – in reflektierenden Glasflächen und tatsächlichen Spiegeln –, sondern auch als bildnerisches Verfahren: durch Wiederholung und Vervielfältigung von Strukturen und Farben, etwa in den Strip-Bildern.
Seit den 1960er-Jahren arbeitet Richter mit Glas und Spiegelungen als bildnerischem Medium. Auf die frühen, sich im Raum bewegenden gerahmten Glasscheiben folgen in den 1980er-Jahren rahmenlose
Spiegel, denen Richter in seinem Werkverzeichnis der Bilder Nummern verleiht, gleichrangig mit seinen gemalten Bildern. Die grauen Spiegel, die zu dieser Zeit entstehen, markieren eine Übergangsform: weder klares Abbild noch reine Fläche, sondern etwas dazwischen – eine Zone des Ungewissen, in der Wahrnehmung, Licht und Raum ständig neu verhandelt werden. In Richters Worten: „Weder richtiger Spiegel noch monochromes Bild.“
Noch heute beschäftigt sich Richter mit diesem Prinzip; die jüngste Arbeit der Ausstellung stammt aus dem Jahr 2024 und bescheinigt die ungebrochene Aktualität und Relevanz der Spiegel im Werk Richters. Das Werk 10 Graue Spiegel, übereinander, das hier erstmals öffentlich gezeigt wird, besteht aus zehn rückseitig grau beschichteten, übereinander angeordneten Spiegelquadraten, die eine vertikale Linie auf der Wand bilden. Die insgesamt 3,40 Meter hohe und nur 40 Zentimeter breite Arbeit erinnert in ihrem seriellen Aufbau und reduzierten Format an die minimalistischen Bodenarbeiten Carl Andres. Zugleich thematisiert sie etwas grundlegend anderes: Wer sich im Raum bewegt, erscheint nur kurz in der Spiegelung – ein flüchtiger Moment des Erkennens und Verschwindens. Vergänglichkeit wird hier unmittelbar erfahrbar. (Quelle: Sies + Höke)
Ausstellungszeitraum: 15. Mai bis 28. Juni 2025.