Die Kunst, der Rhein und der Beuys
Gegen den Strom: In Düsseldorf haben sich Künstler*innen seit Ende des 18. Jahrhunderts aneinander gerieben, sich an Bestehendem abgearbeitet, am Kunstverständnis gerüttelt und damit nicht selten Aufsehen erregt. Impulsgeberin seit 250 Jahren ist die Kunstakademie. Ob Fluxus oder ZERO, Lüpertz oder Beuys, die Düsseldorfer Photo- oder Malerschule – im Rückblick haben sie Akzente gesetzt, die bis heute auf die vibrierende Kunstszene und das Stadtbild abfärben!
Weite Kunstlandschaft auf kurzen Wegen
- einmal zu Fuß am Rhein entlang: mit dem Kunstpalast, dem NRW-Forum Düsseldorf, der Kunstsammlung NRW am Grabbeplatz, der Kunsthalle Düsseldorf, dem KIT – Kunst im Tunnel und der Kunstsammlung NRW im Ständehaus widmen sich sechs Ausstellungshäuser so dicht wie nirgends sonst der bildenden Kunst
Auf den Art:walk48! Das gleichnamige Ticket berechtigt 48 Stunden lang, die sechs Museen zu besuchen, Preis: 25 EUR - fünf private Sammlungen und Stiftungen zeigen in ihren Räumen regelmäßig wechselnde Ausstellungen – oftmals junger zeitgenössischer Positionen
- über 100 Galerien und Off-Spaces bereichern das kulturelle Leben der Stadt, laden zu Events wie den DC Open und geben aufstrebenden Künstler*innen - nicht selten Absolvent*innen der Kunstakademie – eine Plattform
Kunst an jeder Ecke
Es gibt keine andere Stadt in der Größenordnung Düsseldorfs, in der so viele wichtige, internationale Künstler*innen leben, in der es so viele Galerien gibt, in der Kunst für viele Menschen so selbstverständlich zum Alltag gehört. Dass das so ist, liegt auch am Leben und Wirken Joseph Beuys‘ in Düsseldorf: Von 1961 bis 1972 Professor an der Kunstakademie, provozierte der Aktionskünstler mit seiner Definition des erweiterten Kunstbegriffs und daraus resultierenden Werken die Bevölkerung und die Kunstwelt, prägte die Fluxus-Bewegung und proklamierte die Idee der Sozialen Plastik, die in Düsseldorf bis heute nachhallt: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“
Eine Größe der Kunstwelt: 250 Jahre Kunstakademie
Herz und Seele des Kunstgeschehens liegt in Düsseldorf seit einem Viertel Jahrtausend direkt am Rhein. 1762 als kurfürstliche Zeichnerschule gegründet, erlangte die Akademie Mitte des 19. Jahrhunderts mit der „Düsseldorfer Malerschule“ unter Wilhelm von Schadow international einen Ruf. Viele renommierte Künstler*innen wie Joseph Beuys, Sigmar Polke, Jörg Immendorff, Gerhard Richter, Bernd und Hilla Becher, Andreas Gursky oder Katharina Fritsch haben später dort gelernt und gelehrt. Bis heute beruht Düsseldorfs Weltruf als Kunststadt auf der Kunstakademie. Zweimal im Jahr lädt sie zum Rundgang; dann zeigen Student*innen ihre neuen Arbeiten. 2023 gibt es anlässlich des Jubiläums im „städtischen, kunstinstitutionellen und schulischen Außenraum“ zusätzlich diverse Aktionen und Projekte der Student*innen und einzelner Klassen.
Von Schwarz-Weiß-Fotografie bis Virtual Reality
Wer beim Gedanken an Kunst ausschließlich an Gemälde und Skulpturen denkt, wird in Düsseldorf seinen Horizont erweitern: Zahlreiche Orte widmen sich den neuen Medien. Ausgehend vom Wirken des Fotograf*innenpaars Bernd und Hilla Becher, das durch seine seriellen Schwarz-Weiß-Fotografien berühmt wurde und ab den 1970er Jahren Künstler*innen wie Candida Höfer, Andreas Gursky, Axel Hütte, Thomas Ruff oder Thomas Struth ausbildete, hat sich in Düsseldorf ein internationaler Knotenpunkt der Fotografie entwickelt. Alle zwei Jahre dreht sich beim Festival düsseldorf photo+ einige Tage lang alles ums Lichtbild. Das NRW-Forum widmet sich sogar das ganze Jahr über ausschließlich der Fotografie, dem Pop und der digitalen Kultur. Im Stadtteil Oberkassel präsentiert die Julia Stoschek Foundation auf 3.000 Quadratmetern in wechselnden Ausstellungen multimediale Arbeiten, die sich die sich aus ihrer Sammlung mit über 900 Werken von mehr als 300 Künstler*innen speisen. Mit dem Institut für Kunstdokumentation ist das größte Medienarchiv der bildenden Kunst Europas in Düsseldorf zu Hause.
Stiftungen, Privatsammlungen und Galerien
Wo Kunst entsteht, wird mit Kunst gehandelt – und hier und da geht in Düsseldorf Privates publik: Die Sammlung Philara in Flingern und KAI 10 | ARTHENA FOUNDATION im MedienHafen geben regelmäßig Einblick in ihre Sammlungen. Die Architektur des japanischen Architekten Tadao Ando behaust im angrenzenden Neuss die Langen Foundation und wechselnde Ausstellungen der Gegenwartskunst. Die ZERO foundation hat sich dem Nachlass der ZERO-Bewegung um die Künstler Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker verschrieben und präsentiert die Kunst der Gruppe im Rahmen von Sonderausstellungen. Die ansässigen Galerien verstehen sich als Foren der lebendigen örtlichen Kunstszene. Was das bedeutet, ist in jedem Herbst bei den DC Open hautnah zu erleben. Im Frühling trifft zur Art Düsseldorf auf dem Areal Böhler in Oberkassel Industriearchitektur auf zeitgenössische Kunst.
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